Dynamitgrüße vom Architekturenthusiasten
Der Name des 1915 verstorbenen Paul Scheerbart ist heutzutage fast vergessen – großen Kreisen war er ohnehin nie bekannt. Trotzdem: Zu seinen begeisterten Lesern zählte Arthur Moeller van den Bruck ebenso wie Walter Benjamin, der eines seiner Bücher von Gershom Scholem geschenkt bekam. Scheerbarts Titel gehörten zu den ersten Veröffentlichungen des Rowohlt-Verlags und nicht nur dessen Gründer, Ernst Rowohlt, sondern auch Alfred Kubin und Erich Mühsam zählten zu den Freunden dieses Sonderlings, der in der Zeit um 1900 ein eigenwilliges Werk schuf, in dem sich Komik, Avantgardismus und utopisches Denken auf einzigartige Art vermischten.
Geboren wurde Paul Carl Wilhelm Scheerbart am 8. Januar 1863 im damals preußischen Danzig. Von seinen zehn Geschwistern starben neun bereits im Kindesalter. Nach einer Zeit ständiger Wohnortwechsel, in der er unter anderem in Leipzig und Wien lebte, ließ sich der 24jährige in Berlin nieder, wo er mit wenigen Unterbrechungen bis zu seinem Tod 1915 wohnen sollte.
Bereits in seinem ersten Buch, dem 1889 erschienenen »Das Paradies: Die Heimat der Kunst«, erteilte Scheerbart dem damals vorherrschenden Naturalismus eine klare Absage.
In den folgenden Jahren gehörte Scheerbart zur künstlerischen Avantgarde der Hauptstadt, arbeitete für Zeitschriften und Zeitungen, als Schriftsteller und bildender Künstler, ohne damit jemals nennenswerte finanzielle Erfolge feiern zu können – obwohl er, gerade in Künstlerkreisen, als Meister der grotesken Komik und Phantastik bekannt war. Meist lebte Scheerbart sogar in bedrückender Armut, verschärft durch seinen maßlosen Alkoholkonsum. In Berlin heiratete er auch Anna Sommer, liebevoll »der Bär« genannt, die die wenig dankbare Aufgabe übernahm, den unreifen Künstler vor dem Hungertod zu bewahren.
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