Polizeigewalt hat System
In Frankfurt am Main wurde ein mutmaßliches kriminelles Netzwerk ausgehoben. Am Freitagmorgen vergangener Woche fanden die Razzien statt. 21 Wohnungen wurden durchsucht – sowie vier Polizeidienststellen. Die 17 mutmaßlichen Verbrecher waren nämlich allesamt Polizisten. Gegen sie wird nun wegen des Verdachts auf Körperverletzung im Amt, Strafvereitelung im Amt und Verfolgung Unschuldiger ermittelt.
Von Februar bis Ende April dieses Jahres sollen sie sechs Personen »während oder nach deren Festnahme unberechtigt körperlichen Schaden zugefügt beziehungsweise dies geduldet haben«. Sie hätten die festgenommenen Personen getreten und geschlagen, in einem Fall eine Treppe hinuntergestoßen. Die Verletzungen reichten vom Nasenbeinbruch über Prellungen bis zu Schürfwunden. Es handelte sich um mehrere unterschiedlichen Fälle.
Polizeivertreter warnen in solchen Fällen gerne davor, dass all die anderen unschuldigen Polizisten unter Generalverdacht gestellt werden. Dabei gilt vielmehr: Die Fälle, die öffentlich werden, sind nur die Spitze des Eisbergs.
Bei den mutmaßlichen Opfern handelt es sich um zwei Deutsche, zwei Algerier und zwei in Syrien geborene Staatenlose. Einige von ihnen hatten Anzeige erstattet. Die zuständigen Stellen hätten dann Videomaterial gesichtet, auf denen einige der Angriffe zu sehen gewesen seien, hieß es von der Polizei. Dabei sei festgestellt worden, dass zu den Tatzeiten immer dieselben Beamten Dienst gehabt hätten. Sie sollen in fünf Fällen Ermittlungsverfahren gegen die Opfer angestrengt haben, um die eigene Brutalität zu rechtfertigen – wegen Widerstands oder eines tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte.
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