Mittwoch, 26.08.2020 / 19:10 Uhr

Sieh nur, wie sie kommen!

Von
Picke Grätsche Aus

Gilt als eines der schönsten Stadien Berlins: die HOWOGE-Arena "Hans Zoschke"

Bild:
Picke.Grätsche.Aus.

Am Dienstag war die VSG Altglienicke im „Zoschke” zu Gast zum Berliner Regionalliga-Derby bei Lichtenberg 47.

„Hänschen, mach die Tore auf: Sieh nur, wie sie kommen”, heißt es in einem Gedicht von Goethe. Beim Anblick des Publikumsinteresse kurz vor Beginn der Partie Lichtenberg 47 gegen die VSG Altglienicke müssen die drei völlig überforderten Ordner Ähnliches gedacht haben. Einlass durften sie nicht allen gewähren, coronabedingt. Trotzdem stand eine geduldige, aber große Meute an den vorübergehend wegen des Andrangs geschlossenen Toren. Während die Kartenbesitzer durchschlüpften, machte sich zunehmend Unruhe unter den Kurzentschlossenen breit.

Der Großteil der Wartenden konnte letztlich rein, bis die magische Zahl 642 erreicht war und die Tore geschlossen wurden. Stadionverbot heißt jetzt: „ausverkauft“. Unter dem äußerst gemischten Publikum befand sich auch lokale Prominenz wie der Präsident des Berliner Fußballverbandes, Bernd Schultz, der linke Bezirksbürgermeister Michael Grunst und der Stadionsprecher von Tennis Borussia, die Charlottenburger Ikone Bungle.

All jene, denen der Einlass gestattet wurde, bekamen spätestens in der zweiten Halbzeit ein flottes Spiel in einem der schönsten Stadien Berlins zu sehen. Vertrauliche Quellen berichten, dass selbst die Toiletten für Regionalligaverhältnisse ausgezeichnet sein sollen. Auch die Musikauswahl ließ kaum zu wünschen übrig. Groundhopper können sich hier wahrlich nicht beschweren. Die Qualität des Caterings wurde nicht getestet, es gilt also weiterhin die Unschuldsvermutung.

Den Schuldigen für die Heimniederlage hatten die Zuschauer dagegen schnell ausgemacht. Der Schiedsrichter zeigte in der 67. Minute Christian Gawe für ein gelbwürdiges Foul glatt Rot. Obendrauf gab es noch sechs gelbe Karten. Lichtenberg beendete die Partie letztlich mit nur acht Spielern auf dem Feld. Altglienicke hätte die Hilfe des Unparteiischen nicht nötig gehabt, die Mannschaft drehte innerhalb von sieben Minuten das Spiel. Die Angriffsreihe rund um den wohl besten Spieler der Regionalliga, Tolcay Ciğerci, war in der Regel nur durch Fouls zu stoppen.

Nach Spielschluss kamen die Spieler von Altglienicke in die Kurve, um sich bei den Auswärtsfans Umarmungen abzuholen. Das wurde erfolgreich von einem Lichtenberger Ordner unterbunden – zum Teil. Siege feiern in Zeiten von Corona muss wohl noch gelernt werden. Die Fans von Altglienicke werden dennoch gut schlafen können, ihr Team dürfte eine starke Saison spielen. Das nächste Heimspiel von Lichtenberg ist am kommenden Dienstag. Zu Gast sind die Chemiker aus Leipzig.