Mittwoch, 15.08.2018 / 21:31 Uhr

Idlib: Die nächste Tragödie

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Aus dem Netz

Stück für Stück erobern Assads Truppen mit Hilfe Russlands und des Iran Syrien zurück. Jetzt scheint Idlib dran zu sein. Die selbsernannten Freunde Syriens, also die Europäer und die USA werden auch hier zuschauen, einen Ort, an den die Menschen fliehen können gibt es nicht, die Offensive scheint nur noch eine Frage der Zeit:

Spätestens seit vor einigen Tagen Tausende Flugblätter aus Hubschraubern auf sie herabflatterten, wissen die Menschen in der nordwestsyrischen Provinz Idlib, was ihnen bevorsteht. „Der Krieg neigt sich seinem Ende zu“, stand auf den Zetteln, wie Aktivisten berichten. Nun sei die Zeit der Versöhnung gekommen, hieß es weiter – doch gemeint war genau das Gegenteil: Die syrische Regierung ließ die Bewohner von Idlib mit den Flugblättern wissen, dass eine Großoffensive der Armee mit russischer und iranischer Hilfe bevorsteht. Im syrischen Bürgerkrieg beginnt die letzte große Schlacht. (...)

Jetzt gibt es keine Fluchtmöglichkeit in Syrien mehr. Zudem hat die Türkei ihre Grenze geschlossen.

Wie bei den anderen Regierungsoffensiven der jüngsten Zeit begann auch die Vorbereitung auf die Schlacht von Idlib mit Luftangriffen und Artilleriebeschuss. Fast 70 Menschen, darunter viele Kinder, sollen dabei getötet worden sein. Bewohner von Idlib berichten zudem von russischen Aufklärungsflugzeugen am Himmel über der Provinz.

Doch der Großangriff, der in den kommenden Wochen erwartet wird, dürfte sich schwieriger gestalten als andere Offensiven. Die Türkei hat in Idlib zwölf Beobachtungsposten aufgebaut und rund tausend Soldaten stationiert. Protürkische Milizen und ein Teil der Bevölkerung hoffen, dass Ankaras Truppen sie gegen Assad, die Russen und die Iraner beschützen werden.

Noch ein anderer wichtiger Faktor unterscheidet die Lage in Idlib von anderen Gegenden, die unter den Beschuss der Regierungstruppen geraten sind: Bisher konnten zivile Assad-Gegner und Rebellenkämpfer stets nach Idlib ausweichen – jetzt gibt es keine Fluchtmöglichkeit in Syrien mehr. Zudem hat die Türkei ihre Grenze geschlossen. Die UNO ruft Ankara auf, die Flüchtlinge trotzdem ins Land zu lassen, falls die Menschen vor den erwarteten Gefechten fliehen: Bis zu 2,5 Millionen Menschen könnten versuchen, sich beim syrischen Nachbarn in Sicherheit zu bringen, der bereits drei Millionen Syrer aufgenommen hat.