Mittwoch, 19.06.2019 / 21:08 Uhr

Khashoggi-Mord: Die Spur führt zum Kronprinzen

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Man mag die UN zu Recht für vieles kritisieren, hin und wieder erfüllt eine ihrer Agenturen den Job, für den sie erschaffen wurde. Das gilt in diesem Fall für die UN-Sonderberichterstatterin für außergerichtliche, standrechtliche oder willkürliche Hinrichtungen, die sich des Mordes an dem saudischen Dissidenten Jamal Khashoggi in Istanbul angenommen hat und nun ihren Bericht vorlegte.

Der hat es in sich, führen die Spuren doch nach ganz oben in Saudi Arabien. De facto klagt Agnès Callamard den saudischen Kronprizen Mohammad bin Salman persönlich an:

"Khashoggis Tötung war eine außergerichtliche Tötung, für die Saudi-Arabien verantwortlich ist", schreibt die französische Menschenrechtsexpertin gleich zu Beginn ihres Berichts. Es gebe "glaubhafte Beweise" dafür, dass Kronprinz MBS verantwortlich sei. Das müsse dringend weiter untersucht werden, so Callamard. Dabei gehe es weniger darum, eine "smoking gun" zu finden, einen belastbaren Beweis, also einen direkten Befehl des Thronfolgers zur Tötung Khashoggis. Es gehe auch darum, jene Amtsträger zu identifizieren, die ihre Machtstellung entweder missbraucht oder ihre Verantwortung vernachlässigt hätten und so Khashoggis Tod entweder billigten oder duldeten.

Nun müsse Uno-Generalsekretär António Guterres dafür sorgen, dass der Mordfall weiter von internationalen Experten untersucht und möglicherweise sogar vor einem Tribunal aufgearbeitet werde. Ausdrücklich empfiehlt Callamard auch persönliche Sanktionen gegen den Kronprinzen.