Dienstag, 19.11.2019 / 10:15 Uhr

Ein recycelter besorgter Aufruf zum Dialog

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Satire geht in diesem Land nicht. Vermutlich sind deshalb Satiriker in diesem Land auch so notorisch unkomisch. Die Realität holt sie nämlich dauernd ein.

Da macht man gestern im kleinen Kreis noch Witze, wie die Bundesregierung wohl auf die Proteste im Iran reagieren wird, die Worte "Dialog", "Sorge", "Eskalation" und andere übliche Phrasen wohl diesmal zusammengestellt werden, um eine möglicht sinn- und inhaltsleere Formulierung hinzubekommen und schon ist sie da, diesmal von Frau  Ulrike Demmer, ihres Zeichens stellvertretende Regierungssprecherin:

"Die Bundesregierung hat ihre "Besorgnis" wegen der aktuellen Proteste im Iran geäußert.  (...) Aus unserer Sicht sollte die iranische Regierung auf die aktuellen Proteste mit der Bereitschaft zum Dialog reagieren."

 

 

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(Recycling in Deutschland: Erklärung der Bundesregierung aus dem Januar 2018)

 

Frau Demmer musste nicht einmal irgend etwas neues formulieren, sie brauchte nur eine eine 1 1/2 Jahre alte Erklärung per copy und paste zurück zu greifen. Im Januar 2018 ließ sie verlautbaren:

Mit Besorgnis verfolgt die Bundesregierung die Entwicklungen im Iran, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Mittwoch in der Regierungspressekonferenz. Die Bundesregierung appelliere an die Regierung in Teheran, die Versammlungs- und Meinungsfreiheit zu achten. 

Aus Sicht der Bundesregierung sei es legitim und verdiene Respekt, wenn Menschen ihre wirtschaftlichen und politischen Anliegen couragiert in die Öffentlichkeit tragen, so Demmer. Dies geschehe derzeit im Iran. (...)

Die iranische Regierung, so die Regierungssprecherin weiter, solle "auf die aktuellen Proteste mit der Bereitschaft zum Dialog reagieren". 

Oder ist es, wie schon lange vermutet, einfach ein Algorithmus, der für die Bundesregierung diese Erklärungen verfasst?