Dienstag, 29.12.2020 / 21:14 Uhr

Appeasement gegenüber Iran hilft auch Al Qaida

Von
Gastbeitrag von Majid Rafizadeh

Der designierte US-Präsident Joe Biden plädiert für eine Beschwichtigungspolitik gegenüber den herrschenden Mullahs im Iran, wie es auch sein früherer Chef, Präsident Barack Obama, getan hat. Damit würde er ein Regime unterstützen, das nicht nur enge Verbindungen zu schiitischen Milizen, sondern auch zur Terrorgruppe Al-Qaida hat.

 

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Bildquelle: NCR-Iran

 

Einige Leute mögen versuchen, Sie davon zu überzeugen, dass der Iran und Al-Qaida Feinde sind, weil die iranische Regierung schiitisch und Al-Qaida sunnitisch ist, aber es gibt Hinweise auf eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden.

Nach einem Bericht der New York Times, der sich auf Informationen von Geheimdiensten beruft, wurde am 7. August ein Attentat auf den stellvertretenden Führer von Al-Qaida, Abdullah Ahmed Abdullah, auch bekannt als Abu Mohammed Al-Masri, verübt. Dabei wurde er zusammen mit seiner Tochter, der Witwe des Sohnes des ehemaligen Al-Qaida-Chefs Osama bin Laden, in den Straßen von Teheran getötet – angeblich von zwei israelischen Agenten, die auf Geheiß der USA agierten.

Al-Masri, der höchstwahrscheinlich der Nachfolger des derzeitigen Al-Qaida- Anführers, Ayman Al-Zawahiri, gewesen wäre, soll an den Bombenanschlägen auf zwei US-Botschaften in Afrika im Jahr 1998 beteiligt gewesen sein. Die iranischen Behörden versuchten zunächst, seinen Tod zu vertuschen, offenbar weil sie es vorgezogen hätten, dass nicht bekannt wird, dass sie irgendwelche Verbindungen zu Al-Qaida haben. Das theokratische iranische Establishment könnte Al-Masri nämlich durchaus die Mittel zur Verfügung gestellt haben, um seine Aktionen gegen die USA auszuführen.

Zusammenarbeit in Sachen Terror

Belege in diese Richtung kamen vom ehemaligen Sprecher der iranischen Revolutionsgarde, Saeed Qasemi (Ghasemi), der eine überraschende Enthüllung machte. Er erklärte, dass die iranische Regierung Agenten nach Bosnien-Herzegowina geschickt habe, um Al-Qaida-Mitglieder auszubilden, und dass die Teheraner Agenten dabei ihre Identität verschleierten, indem sie sich als humanitäre Mitarbeiter des iranischen Roten Halbmonds ausgaben.

Ein weiterer iranischer Funktionär, Hossein Allahkaram, von dem angenommen wird, dass er einer der nach Bosnien und Herzegowina entsandten Agenten ist, bestätigte diese Darstellung. „Es gab früher einen Al-Qaida-Zweig in Bosnien und Herzegowina“, sagte er, „der in vielerlei Hinsicht mit uns verbunden war. Auch wenn sie in ihrer eigenen Basis trainierten, schlossen sie sich uns bei verschiedenen Aktivitäten an, etwa wenn es um Waffentraining ging.“

Darüber hinaus weisen 470.000 Dokumente, die Ende 2017 von der CIA veröffentlicht wurden, auf enge Verbindungen zwischen dem iranischen Regime und Al-Qaida hin. Der ehemalige Anführer der Terrororganisation, Osama bin Laden, riet seinen Anhängern, die iranische Regierung zu respektieren und schrieb, dass der Iran die „Hauptschlagader der Organisation für Geld, Personal und Kommunikation“ sei.

Für anspruchsvolleres Training reisten Al-Qaida-Mitglieder in den Libanon. Den Dokumenten zufolge versorgte der Iran Al-Qaida auch mit „Geld und Waffen und allem, was sie brauchen, und bot ihnen Training in Hisbollah-Lagern im Libanon an, im Gegenzug für Anschläge auf amerikanische Interessen in Saudi-Arabien.“

Der Iran war auch in die Terroranschläge vom 11. September 2001 verwickelt, vor denen Teheran Mitgliedern von Al-Qaida erlaubte, ohne Pässe oder Visa den Iran zu durchqueren. Handfeste Beweise, einschließlich eines US-Bundesgerichtsurteils, legen nahe, dass „der Iran materielle und direkte Unterstützung für die 9/11-Terroristen bot.“ Acht der Flugzeugentführer reisten durch den Iran, bevor sie in die USA kamen.

Teheran stellte Al-Qaida-Führern finanzielle und logistische Unterstützung sowie Munition zur Verfügung und gewährte mehreren von ihnen Unterschlupf im Austausch für Angriffe auf US-Interessen.

Hauptfeind USA

Iran und Al-Qaida sind Verbündete, insofern beide die USA als ihren Hauptfeind betrachten., gegen die die Terrorgruppe mehrere erfolgreiche Terroranschläge verübte. Auch für die Golfstaaten, die der Iran als regionale Rivalen betrachtet, ist Al-Qaida eine Bedrohung.

Darüber hinaus ist der Modus Operandi von Al-Qaida darauf ausgerichtet, die Region zu destabilisieren und Chaos zu schaffen – ein ideales Umfeld, das vom iranischen Regime, den Revolutionsgarden (IRGC) und deren Stellvertretern und Milizen ausgenutzt werden kann und von dem sie profitieren können. Die US-Regierung hat die IRGC mit Sanktionen belegt und sie im April 2019 als ausländische terroristische Organisation eingestuft. „Die IRGC beteiligen sich aktiv am Terrorismus, finanzieren und fördern diesen als Mittel der Staatsgewalt“, erklärte US-Präsident Donald Trump. „Die Revolutionsgarden sind damit das wichtigste Mittel der iranischen Regierung, um ihre globale Terrorkampagne zu lenken und umzusetzen.“

Die Allianz zwischen dem Iran und Al-Qaida ist wahrscheinlich auch der Grund, warum die Terrororganisation zwar in vielen Ländern Anschläge verübt hat, aber nie das iranische Regime ins Visier nahm.

Bidens Politik gegenüber dem iranischen Regime ist in der Idee verankert, dass die einzige fundierte und effektive Politik, die mit dem klerikalen Establishment des Iran beikommt, darin bestehe, sie aus der Isolation zu holen: mit anderen Worten, Appeasement. Das Argument dabei lautet, dass Beschwichtigung die Mullahs dazu brächte, ihr bösartiges Verhalten ändern und ihre Unterstützung für terroristische Gruppen wie Al-Qaida aufzugeben

Kläglich gescheitert

Während Bidens Vizepräsidentschaft hat die US-Regierung jedoch acht Jahre lang eine Appeasement-Politik betrieben und ausgebaut. Während dieser Zeit machte die Obama-Regierung beispiellose Zugeständnisse in dem Versuch, das herrschende Regime im Iran zu beschwichtigen. Die Obama-Biden-Administration brachten den iranischen Führern bei jedem Schritt Großzügigkeit und Flexibilität entgegen. Und was war das Ergebnis?

Als während der Obama-Regierung die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben wurden, zeigte sich schnell, dass dies der Brutalität des Irans gegenüber seinem eigenen Volk sowie seinem Abenteurertum im Ausland keinen Abbruch tat, sondern diesen vielmehr globale Legitimität gegenüber der internationalen Gemeinschaft verliehen.

Diese neu gewonnene Legitimität und die Aufhebung der Sanktionen spületen Milliarden von Dollar in die Kassen des iranischen Militärs, des Korps der Islamischen Revolutionsgarden, und der iranischen Milizen und Terrorgruppen. Teheran nutzte diese Einnahmen, um seinen Einfluss in der gesamten Region auszuweiten, unter anderem in Syrien, im Irak, im Jemen und im Libanon. Die Expansionskampagne erwies sich als immens erfolgreich.

Fazit: Wenn Joe Biden als nächster US-Präsident die gleiche Iran-Politik verfolgt wie der frühere Präsident Barack Obama, dann wird er nicht nur dieses rücksichtslose Regime stärken, sondern auch dessen Verbündete und Terrororganisationen wie Al Qaida.

Dr. Majid Rafizadeh ist ein iranisch-amerikanischer Politikwissenschaftler, Lehrbeauftragter in Harvard und Vorsitzender des International American Council on the Middle East. Der hier leicht überarbeitete Artikel ist zuerst erschienen auf Gatestone Institutue, übersetzt von Audiatur Online.

Beitrag übernommen von Mena-Watch.