Freitag, 22.01.2021 / 20:27 Uhr

Der islamische Staat breitet sich in Mosambik aus

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Während er im Nahen Osten zwar noch immer, wie erst erst vor wenigen Tagen in der irakischen Hauptstadt Bagdad Terroranschläge durchzuführen vermag, hat der IS in der Region doch schon seit langem seinen Zenit überschritten.

Umso mehr bemüht er sich, anderswo Fuß zu fassen und erneut eines seiner Terrorkalifate zu errichten. Besonders Afrika steht im Fokus, Neben Mali und Ostafrika scheint dieser Versuch, sehr zum Leid der dortigen Bevölkerung, nun in Mosambik erfolgreich.

Natürlich interessiert dies wieder niemanden. Nicole Macheroux-Denault berichtet über die verheerenden Entwicklungen:

"Ich habe so etwas Schlimmes noch nie gesehen. Jeden Tag kommen neue Binnenflüchtlinge an", sagt Tapsoba bei einer digitalen Pressekonferenz mit internationalen Journalisten. Es ist ein verzweifelter Versuch zu Corona-Zeiten, Aufmerksamkeit auf einen Konflikt im südostafrikanischen Mosambik zu lenken, der in der nördlichen Hemisphäre bisher keine Augenbraue hat zucken lassen. Im Kern geht es um Terrorismus, Ressourcen und viel Geld. Und wie so oft sind die Ärmsten der Armen die Leidtragenden.

560.000, also über eine halbe Million der zwei Millionen Einwohner der Provinz Cabo Delgado, wurden seit dem Beginn grausamer Terrorattacken im Oktober 2017 vertrieben. Zum Vergleich: In Griechenland befinden sich derzeit laut UNO Flüchtlingshilfe 119.500 Flüchtlinge und Migranten. "Die Situation in Cabo Delgado ist eine Katastrophe", sagt Tapsoba. Die Hintergründe sind vielschichtig und die Informationen über die Angreifer unübersichtlich.

Anfang 2020 gab es in Cabo Delgado nur 90.000 Binnenflüchtlinge. "Das zeigt, die Situation eskaliert", meint Myrta Kaulard, ständige Koordinatorin der Vereinten Nationen in Mosambik. "Die Menschen erzählen von Enthauptungen, schrecklicher Gewalt", berichtet die Italienerin. (...)

Die meisten Angriffe sind Anhängern der islamistischen Gruppierung Ahlu Sunnah Wal Jammah (ASWJ), der "Jünger der Tradition des Propheten", zuzuschreiben. Spätestens seit dem Auftauchen eines Videos Anfang vergangenen Jahres, auf dem Kämpfer mit Flaggen des sogenannten Islamischen Staats posieren, ist eine Verbindung zu dieser Terrorgruppe bestätigt. Der hat inzwischen auch für zahlreiche Angriffe in Cabo Delgado Verantwortung übernommen. Vielleicht einzigartig an der Situation ist die Abwesenheit eines Anführers oder eines Manifestes. Die Strategie scheint tatsächlich so einfach wie grausam zu sein: die Region mit brutalen Angriffen zu leeren, um mit den wenigen, die bleiben wollen, ein Kalifat aufzubauen.