Samstag, 15.05.2021 / 14:18 Uhr

Mit Sprachpolitik Antisemitismus unsichtbar machen

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Gut erinnere erinnere ich mich noch an  Diskussionen über den Unterschied zwischen Antisemitismus und Judenfeindschaft, eine Unterscheidung die etwas Paul W. Massing in seinem Buch "Vorgeschichte des politischen Antisemitismus" erklärt. Nein, Antisemitismus sei nicht einfach antijüdischer Rassismus, musste man immer wieder erklären. Nicht nur unterscheide sich religiös determinierte Judenfeindschaft aus der Vormoderne von modernem Antisemitismus, auch wenn es fließende Übergänge gäbe, Rassismus etwa fuße meist auf der Rationalisierung eines Ausbeutungsverhältnisses, Antisemitismus ziele nicht auf Ausbeutung sondern Elimination. Mit Juden werde nämlich ein abstraktes Prinzip identifiziert. Und so weiter.

Das war früher. Heute ist Sprachpolitik. Und die klingt dann so. Da bekämpft man dann vorgeblich Jüd:innenfeindlichkeit, und was das bitte sein soll, wissen sie vermutlich selbst beim SDS Leipzig nicht.

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Aber ungewollt bringen sie auf den Punkt, was aus Linken wird, wenn gar nichts aus ihnen wird: Ein bisschen inhaltsleerer Politsprech (besorgt ist Steinmeier auch ganz doll), etwas angedrehte Gefühle (traurig und wütend, die Evergreens linker Befindlichkeit) und dann noch die üblichen Phrasen.

Wobei es bei all dem geht? Ich weiß es nicht wirklich, aber was sie geschafft haben: Antisemitismus hinter einer Monstrosität von Wortkonstrukt zum Verschwinden gebracht.

Und sich schon mal für die Stelle eines Pressesprechers einer künftigen Regierung beworben. Den Slang nämlich haben sie perfekt drauf und wenn diese Generation mal an die Macht kommt, was sie bald tut, dann werden offizielle Verlautbarungen vermutlich so oder so ähnlich klingen werden.

Auch das mit der Äquidistanz bekommen sie schon ganz gut hin.