Samstag, 09.10.2021 / 18:24 Uhr

Anschlag auf Flughafen Kabul: Taliban hatten Attentäter aus Gefängnis entlassen

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Der Selbstmordattentäter des IS-Khorasan, der Ende August einen Terroranschlag auf den internationalen Flughafen von Kabul verübte, bei dem 13 US-Soldaten und Dutzende Afghanen getötet wurden, war nach Angaben von US-Beamten nur wenige Tage zuvor aus einem Gefängnis in der Nähe von Kabul entlassen worden, als die Taliban die Kontrolle über das Gebiet übernahmen.

Zwei US-Beamte sowie der kalifornische Republikaner Ken Calvert, der nach eigenen Angaben von nationalen Sicherheitsbeamten unterrichtet worden war, erklärten, der Selbstmordattentäter sei aus dem Parwan-Gefängnis auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram entlassen worden. (...) 

Diese Enthüllung unterstreicht das Chaos, das in den letzten Tagen des Abzugs aus Afghanistan herrschte, und die Schwierigkeiten, die sich rapide verschlechternde Situation rund um den Flughafen unter Kontrolle zu halten, während die USA sich auf die Taliban verließen, um die Umgebung des Flughafens zu sichern.

Das Parwan-Gefängnis in Bagram und das Pul-e-Charkhi-Gefängnis in der Nähe von Kabul beherbergten mehrere hundert Mitglieder des IS-Khorasan sowie Tausende anderer Gefangener.

Mitte August übernahmen die Taliban – nur Stunden vor der Übernahme der Hauptstadt Kabul – die Kontrolle über beide Einrichtungen, ohne dass ein Schuss gefallen wäre, so eine regionale Quelle zur Terrorismusbekämpfung. Sie räumten beide Gefängnisse und ließen nicht nur ihre eigenen inhaftierten Mitglieder frei, sondern auch Mitglieder des IS-Khorasan, dem afghanischen Ableger der Terrorgruppe Islamischer Staat.

Elf Tage später, am 26. August, verübte einer dieser Gefangenen das Selbstmordattentat am Abbey Gate, bei dem 13 US-Soldaten ums Leben kamen. Es waren die letzten US-Soldaten, die in Afghanistan im Rahmen des längsten Krieges der USA getötet wurden. (…)

IS-Khorasan bekannte sich zu dem Anschlag und bezeichnte den Selbstmordattentäter als Abdul Rehman Al-Loghri, dessen die Identität von zei US-Beamten bestätgt wurde. First Post, eine englischsprachige Nachrichtenseite mit Sitz in Indien, berichtete als erste, dass der Angreifer kurz vor dem Anschlag aus dem Gefängnis in Bagram entlassen worden war.

Der rasche Wandel vom entlassenen Gefangenen zum Selbstmordattentäter macht deutlich, welche Gefahren von Afghanistan ausgehen können, wenn keine US-Militärpräsenz vor Ort ist, um die neuesten Entwicklungen im Land zu überwachen.

Der Vorsitzende der Joint Chiefs, General Mark Milley, sagte, die Bedrohung durch Afghanistan sei derzeit geringer als nach den Anschlägen vom 11. September 2001, warnte aber davor, dass sich Bedingungen für ein Wiedererstarkten von Al-Qaida oder dem IS-Khorasan jederzeit entwickeln könnten.

„Es stellt eine reale Möglichkeit in nicht allzu ferner Zukunft dar – sechs, zwölf, 18, 24, 36 Monate, diese Art von Zeitrahmen –, dass sich ein Wiedererstarken von Al-Qaida oder dem IS ereignen könnte“, sagte Milley bei einer Anhörung auf dem Capitol Hill vergangene Woche. „Es ist unsere Aufgabe, jetzt, unter den gegebenen Bedingungen, die amerikanischen Bürger vor Angriffen aus Afghanistan zu schützen.“

(Aus dem Artikel ISIS-K suicide bomber who carried out deadly Kabul airport attack had been released from prison days earlier“, der bei CNN erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)