Freitag, 24.02.2023 / 20:15 Uhr

Verhaftungen in Tunesien gehen weiter

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Tunesiens Präsident, Bildquelle: Wikimedia Commons

Der autokratisch regierende tunesische Präsident geht immer rabiater gegen die Opposition vor

 

Vor wenigen Tagen schrieb Bernd Beier hier über die Repression in Tunesien:

De facto hat der autoritäre Präsident die Gewaltenteilung abgeschafft und seit seinem Putsch im Juli 2021 bereits des Öfteren vermeintliche Verschwörer, Spekulanten und Verräter inhaftieren lassen. Nur zu Verurteilungen kam es in der Regel nicht. Nun beginnt das große Rätselraten: Werden in den kommenden Tagen weitere Verhaftungen vorgenommen? Was geschieht mit den bereits Inhaftierten? Welchen Zweck hat die ganze Operation? Geht es ganz simpel um Ablenkung von den für Kaïs Saïed wenig erfreulichen Ereignissen der vergangenen Wochen?

Am 29. Januar hatte die zweite Runde der von Kaïs Saïed angeleierten Parlamentswahlen stattgefunden, erneut lag die Wahlbeteiligung nach offiziellen Angaben lediglich knapp über elf Prozent. Saïeds autoritäres politisches Projekt wird also von fast 90 Prozent der Wahlberechtigten abgelehnt. Bereits kurz vor der Wahl hatte die Rating-Agentur Moody’s Tunesien auf Caa2 mit negativem Ausblick herabgestuft, einen Schritt vor dem Bankrott. Weder ­politisch noch ökonomisch hat der Präsident in den anderthalb Jahren seit dem Putsch etwas erreicht.

Seitdem hat sich, wie der Guardian heute berichtet, die Lage noch weiter verschlimmert. Saied steht mit dem Rücken an der Wand, die ökonomische Lage im Land verschlechtert sich täglich und da tut er, was Präsidenten im Nahen Osten leider dann nur allzu gerne tun:

Tunisian security forces have arrested Jaouhar Ben M’barek, the most prominent opposition figure to be rounded up in an escalating campaign of detentions targeting rivals of the president, Kais Saied.

“Jaouhar was arrested late last night and we haven’t seen the charges against him,” his sister Dalila Msaddek, a lawyer, told AFP on Friday.

Ben M’barek was the latest of a dozen prominent public figures arrested this month, mostly rivals of Saied, who froze parliament and sacked the government in a dramatic July 2021 move against the sole democracy to emerge from the Arab spring uprisings.

Saied later pushed through sweeping changes to the north African country’s political system, concentrating near total power in his office.

The left-leaning Ben M’barek, once a government adviser, is a prominent member of the opposition coalition the National Salvation Front (NSF) and leader of the Citizens Against the Coup movement, both formed in response to Saied’s power grab.

The NSF head, Ahmed Nejib Chebbi, told AFP that five detainees including Ben M’barek, the senior NSF member Chaima Issa and Chebbi’s brother Issam, also a prominent politician, had appeared in handcuffs before prosecutors on Friday morning.

“This treatment and the arrests show that the authorities are flailing around and have failed to manage the political, economic and social situation as well as Tunisia’s international relations,” the NSF chief said.