Dienstag, 20.05.2025 / 11:38 Uhr

Hamas: Friede? Nein, danke.

Über die Hamas, den Iran und eine Sabotage mit Ansage

Die Nachrichtenlage ist eindeutig – und doch, wie so oft, unerträglich eindeutig: „Ein außergewöhnlicher Akt sei nötig, um die Normalisierungsgespräche zum Scheitern zu bringen“, sagte Yahya Sinwar, Hamas-Chef und Feldherr im Tunnelstaat Gaza, Tage vor dem 7. Oktober. Ein außergewöhnlicher Akt, der sich später als das grausamste Massaker an Juden seit der Shoah entpuppte. 1200 Tote, zerschnitten, verbrannt, vergewaltigt, entführt. Die Vision? Nicht ein Staat Palästina, sondern das Scheitern der Diplomatie. Nicht Freiheit, sondern Feuer.

Nun hat das Wall Street Journal nachgelegt – mit Dokumenten, die aus einem Hamas-Tunnel geborgen wurden, "in einem Tunnel unter der Enklave entdeckt", wie es so schön unschuldig heißt, als hätte man dort bloß ein paar Akten der Bauaufsicht gefunden. Was diese Dokumente enthüllen? Dass die Hamas nicht nur gegen Israel kämpft, sondern gegen jede Form von Frieden im Nahen Osten. Warum? Weil Frieden für sie dasselbe ist wie Bedeutungslosigkeit.

Iranische Architektur des Widerstands

Die Hamas ist keine Freiheitsbewegung – sie ist der regionale Zweig eines geopolitischen Geschäftsmodells, entworfen in Teheran, gelabelt in Beirut, ausgeliefert in Gaza. Der Iran liefert Waffen, Geld, Sprengstoffgürtel und einen klaren Auftrag: Keine Normalisierung zwischen Israel und der arabischen Welt. Keine Ruhe. Keine Anerkennung. Nur Revolution ohne Ziel – außer dem ewigen Krieg.

Und Sinwar? Der spricht in klaren Kategorien strategischer Zerstörung: „Es besteht kein Zweifel daran, dass das saudi-zionistische Normalisierungsabkommen erhebliche Fortschritte macht“. Für Sinwar also der Moment zum Losschlagen. Warum? Weil ein Frieden zwischen Israel und Saudi-Arabien – man halte sich fest – eine Bedrohung für die palästinensische Sache sei. So jedenfalls das Protokoll einer Sitzung vom 2. Oktober.

Wie bitte? Friede als Bedrohung? Man fragt sich, was das für eine Sache ist, deren Überleben nur durch Massaker gesichert werden kann. Man fragt sich, warum diese „Sache“ jedes diplomatische Fenster zuschlägt, bevor es aufgestoßen ist. Und man bekommt die Antwort gleich mitgeliefert: Weil die Sache längst nicht mehr die Befreiung Palästinas ist, sondern die Selbsterhaltung einer bewaffneten Kaderorganisation – mit Milliarden aus dem Iran, Allahu Akbar auf den Lippen und Kalaschnikows im Anschlag.

Eine politische Anti-Sache

Worum es wirklich geht, macht ein weiteres Fundstück deutlich: eine interne Hamas-Stellenanzeige aus dem Jahr 2022. Gesucht wurde – kein Witz – ein „Marketing-Experte für Programme zur Bekämpfung der Normalisierung“. Nicht ein Diplomat, nicht ein Lehrer, nicht ein Sozialarbeiter. Nein: ein Werbefachmann fürs Antifrieden. Aufgabenprofil: „Basisorganisationen in der arabischen Welt dazu bewegen, Organisationen zu boykottieren, die normale Beziehungen zu Israel unterstützen.“ Willkommen in der Propagandaabteilung des Todes.

Und auch sonst lässt das Bewerbungsportfolio der Hamas keine Fragen offen: Kooperation mit Hisbollah? Check. Ausbildung iranischer Revolutionswächter? Check. Koordination von Anschlägen? Ebenfalls Check. Das alles ist keine Verschwörungstheorie, sondern, wie es das Journal beschreibt: „Ein neues Glied in der Kette der Ereignisse, die zum 7. Oktober führten.

Die Kette reicht bis in die Gegenwart: Über 53.000 Tote in Gaza, ein Landstrich in Staub zermahlen, der saudische Kronprinz auf diplomatischer Rückzugsposition, und Israel – wie man es erwartet – auf dem Weg zurück zur Burg, mit zugemauertem Fenster nach Osten. Was bleibt von der palästinensischen Sache? Eine Karikatur aus Raketen, Kinderleichen und zynischen Pressemitteilungen.

Für wen kämpft die Hamas?

Für Palästina jedenfalls nicht. Wer Palästina liebt, kann die Hamas nicht lieben. Wer sich für die Rechte der Palästinenser einsetzt, muss ihr größter Gegner sein. Denn es ist nicht Israel, das verhindert, dass ein palästinensischer Staat entsteht – es ist eine Bewegung, die jeden ernsthaften diplomatischen Fortschritt sofort mit Blut überschüttet, damit niemand auf die Idee kommt, dieser Frieden könne die Zukunft sein.

Es ist zur Pflicht der Bewegung geworden, sich neu zu positionieren, um das Überleben der palästinensischen Sache zu sichern, schreibt die Hamas im August 2022. Nur ist diese „Sache“ längst eine Geiselnahme – nicht nur der israelischen Gesellschaft, sondern auch der palästinensischen. Mit jeder Rakete, mit jedem Tunnel, mit jedem toten Kind stirbt der Traum von einem echten Staat – und lebt nur die Hamas weiter.

Er ist bekannt. Der Plan funktionierte – zu einem schrecklichen Preis, schreibt das Wall Street Journal lakonisch. Nein, dieser Preis war kein Kollateralschaden. Er war Einkalkuliert. Eine Blutsteuer, geopfert auf dem Altar einer Revolution, die gar keine ist. Sondern bloß ein Dauerzustand aus Rache, Kontrolle und ideologischer Nekrophilie.

Denn wer den Tod anbetet, kann mit dem Leben nichts anfangen. Auch nicht mit dem politischen.