Montag, 23.06.2025 / 10:26 Uhr

Demonstration in Berlin: United mit den Mullahs

Vergangenen Samstag fand in Berlin eine United4Gaza Demonstration statt, auf der auch unzählige Fahnen der Islamischen Republik Iran geschwenkt wurden. 

Schon von weitem ist eine gellende Stimme zu hören, verstärkt von fetten Lautsprechern neben der Tribüne: „Free, free Palestine!“ Endlich angekommen auf der großen bundesweiten Demo mit dem Titel United4Gaza. 


Hoppla, was ist denn das? Zwei Typen halten eine große Flagge aufgespannt, locker zwei mal drei Meter schätzungsweise. Drei Streifen, grün, weiß, rot, mittendrin das iranische Hoheitszeichen und im grünen und roten Streifen die quadratkufischen Schriftzüge von Allahu Akbar: die Flagge der Islamischen Republik Iran, die Flagge der Theokratie, der Ayatollahs und Mullahs. 


Kaum 20 Meter weiter, an der Seite der Bühne haben sich eine Handvoll Leute von der Linkspartei platziert, mit einem schönen blauen Transparent, auf dem zu lesen ist: „Frieden im Nahen Osten – Waffenlieferungen nach Israel stoppen! Die Linke“

 

Und die Flagge der Mullahs? Die stört niemanden, Diskussionsbedarf null. Geht’s um Frieden mit den Ayatollahs? War da nicht was vor zweieinhalb Jahren? Proteste und Revolten im Iran, nachdem die Sittenpolizei eine junge Kurdin wegen schlecht sitzendem Kopftuch umgebracht hatte? Als man noch aus Solidarität mit den Protesten gegen die Zwangsverschleierung der Frauen und die mörderische Theokratie „Frau, Leben, Freiheit“ skandierte? Sich gegen die knallharte Repression unter den Ayatollahs und den Revolutionsgarden wandte, mit mehreren Hundert Toten, 15000 Verhafteten, systematischer Folter unter anderem im Evin-Knast in Teheran? 

 

 

Das ist hier und heute vergeben und vergessen, man hat besseres zu tun: Solidarität mit den Mullahs zu demonstrieren offenbar. Denn an Flaggen der Islamischen Republik Iran mangelt es nicht. Dutzende sind allein rund um die Bühne zu sehen. Niemand erhebt dagegen Einspruch. Sie gehören einfach dazu.


Genauso wie der „Aufruf der LAG Palästinasolidarität Berlin“ von der Linkspartei, der von Genozid-Rhetorik gar nicht genug kriegen kann: „#United4Gaza – Gemeinsam gegen Genozid und Besatzung: bundesweite Massendemo in Berlin! Wir sagen: Schluss mit Genozid und Komplizenschaft! Kommt mit uns auf die Straße – für Gerechtigkeit und ein freies Palästina! Ziehe mit uns die rote Linie! (fett im Original)

 

 

Solche flammenden Aufrufe sollte man sich schon zu Herzen nehmen, insbesondere als Anhänger der Linkspartei. Gesagt, getan. Ein Typ, der sich ein Linken-Banner um die Schultern gewickelt hat, schleppt auf der Demo ein Schild durch die Gegend mit der Aufschrift: „The red line was crossed in 1948“also mit der Gründung Israels. Tja, sowas kommt von sowas. Immerhin, da ist common ground mit den Ayatollahs im Iran. Die sehen das genauso.