Beruf: Globalisierungsgegner

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Laut. Muss es sein. Trommeln sind aber schwer und unsexy. Trillerpfeifen sind wirkungsvoller und schaffen eine tolle Lärmkulisse. Man muss sie allerdings einzusetzen wissen. Untrainierte Personen wirken beim Pfeifen schnell peinlich. Vor der Demo sollte schon mal geübt werden. Schiedsrichter sind keine guten Vorbilder. Römische Carabinieri schon.

Taschen. Behindern, wirken harmlos und sind daher unprofessionell. Mädchen und Jungs, die auf der Demo mit Umhängetaschen rumspazieren, gehören nicht zum harten Kern der Bewegung. Zigaretten, Ausweis, Geld und Waffen werden direkt am Körper getragen. Hosen und Jacken mit Reißverschlusstaschen sind dafür ideal. Schweres Gerät verstaut man am besten im Rucksack.

Manu Chau-CD. Gehört ins Gepäck des Globalisierungsgegners wie die »Mundorgel« auf den Kirchentag. Manu Chau machen zum Äußersten entschlossenen Rap, singen im Centro Sociale und widersetzen sich der Kommerzialisierung des Pop.

Theorie. Wird gebraucht. Muss aber auch die Perspektive der Bewegung reflektieren und solidarisch argumentieren. Das Go-Go-Girl des Movement heißt Naomi Klein. Sie ist gegen Markenterror und Sweatshops und für den glamourösen Widerstand. Ihr Buch heißt »NO LOGO«, ist schlau und sieht gut aus.

Fun-Faktor. Niemand fragt den Global Player, ob er Hedge-Fonds geil findet. Aber der Globalisierungsgegner wird andauernd nach dem Spaß an der Sache gefragt. Damit soll sein politisches Anliegen delegitimiert werden. Der Globalisierungsgegner wehrt sich entschieden gegen die Zuschreibung von Hooliganismus.

Militanz. Ist Widerstand. Think global. Act local? Den Müslispruch tritt der Globalisierungsgegner in die Biotonne. Immer nur im eigenen Kiez zu randalieren, wird auf Dauer langweilig. Andere Länder haben schließlich auch Polizisten. Deshalb ist Global Action die richtige Strategie. Manchmal kommt es zu Ausschreitungen. Dann hat die Polizeitaktik versagt. Entweder waren zu viele Bullen vor Ort oder zu wenige.

Frisuren. Wursthaare haben Rasta-Appeal und sind zu einem Synonym für Linke geworden. Für die Wursthaarfrisur braucht man keinen Kamm, sie ist deshalb in Grenzcamps und beim Gipfel-Hopping total praktisch.

Handschuhe. Sind beim Sturm auf die Gipfel eigentlich überflüssig. Sie können aber nützlich sein, wenn der Globalisierungsgegner plant, in der Stadt größere Umbauten durchzuführen (vgl. Göteborg).

Information. Handy und Laptop gehören zur Basisausstattung des Globalisierungsgegners. Berichte und Bilder vom Ort des Geschehens werden direkt ins Netz gepostet oder an die lokale Gruppe weitergeleitet. Die Unterstützung von bürgerlicher Presse und Informationsgesellschaft gilt als problematisch.

Mobilität. Der Globalisierungsgegner rast um die Welt, überwindet jede Absperrung, stürmt jeden Gipfel und fährt Bus. Gute Beziehungen zu antifaschistischen Gruppen und Gewerkschaften sind wichtig, damit man einen Fensterplatz bekommt. Zugfahren ist teurer und lässt nicht das richtige Klassenfahrtgefühl aufkommen. Fliegen ist unüblich und bleibt dem Global Player vorbehalten.

Connecting people. Heißt die Strategie der Bewegung. Dazu werden Netzwerke gebildet, die sich als ideale Form der Organisation erwiesen haben. Auf demokratische Strukturen innerhalb der Gruppen wird geachtet. Es gibt aber auch ein paar Oberchecker, die mit Headset unterwegs sind und die Kommunikation steuern. Diese Bescheidwisser kann man fragen, wenn man sich verlaufen hat.

Vermummung. Tücher gehören zu den Basics für Globalisierungsgegner, die anonym bleiben wollen. Bei Tränengasangriffen dienen sie als Mundschutz, schützen die Atemwege aber nur bedingt. Deshalb immer eine Wasserflasche mitführen, damit Augen und Nase ausgespült werden können.

Botschaften. Werden ins Netz gestellt oder auf T-Shirts gedruckt. Nur im technikfeindlichen Flügel der Bewegung ist die Spraydose noch gebräuchlich. Anti-Imps, die schmutzige Bettlaken mit verschmierten Kampfparolen herumtragen, sind inzwischen in der Minderheit.

Tute bianche. Auch im Demo-Moden-Bereich sind die Italiener führend. Sie kreierten die weißen Overalls, die zum Symbol der Bewegung wurden. Der weiße Block ist gut organisiert, verhält sich friedlich und hat hohe Sympathiewerte. Insbesondere die Medien schätzen die phantasievollen Aktionen, die an Straßenpantomime und Synchronschwimmen erinnern.