Die antisemitische »Supermutti« Manal Tamimi ist in Berlin aufgetreten

Im Biergarten mit Supermutti

Raucherecke Von Marcus Latton

Der Referententisch ist schwach beleuchtet. Dahinter hängt die palästinensische Flagge. Manal Tamimi schickt sich an, ihre Botschaft zu verbreiten: Sie fordert einerseits die Wahrung der Menschenrechte, andererseits die Beseitigung des Staates Israel. Im Saal des Biergartens »Jockel« in Berlin-Kreuzberg hören ihr knapp 120 Gäste aufmerksam zu. Vor den Türen des Lokals steht ein Polizeiwagen auf der Straße, Mitglieder der maoistischen Gang Jugendwiderstand betätigen sich zusätzlich als Wachschutz. Eingeladen haben die linke Antirepressionszeitschrift Gefangeneninfo und antiisraelische Aktivisten aus dem Umfeld der Gruppen F.O.R. Palestine und BDS Berlin.

»Palästinas Supermutti«, wie al-Jazeera Manal Tamimi bezeichnet, kommt aus dem Dorf Nabi Saleh im Westjordanland. Wenn die medienerfahrene Frau beim Protest gegen den israelischen Siedlungsbau nicht ihre Kinder als menschliche Schutzschilde gegen IDF-Soldaten benutzt, setzt sie Twitter-Posts ab, in denen sie »Zionisten« als Vampire beschimpft, die Palästinensern ihr »pures und köstliches« Blut aussaugen wollten. Israel, Ku-Klux-Klan und »Islamischer Staat« sind für Tamimi in gleicher Weise böse. Messerstechern, die in Tel Aviv Zivilisten ermorden, wünscht sie gutes Ge­lingen. Berliner Lokalpolitiker wollten die Veranstaltung im »Jockel« verhindern, fanden aber keine rechtliche Handhabe.

Das Publikum applaudiert, wenn Tamimi Sätze ins Mikrophon spricht wie: »Das Letzte, was wir in Palästina brauchen, sind Ausländer, die uns kritisieren. Wir haben das Recht, unsere eigene Art von Widerstand zu wählen.« Widerstand schließt nach Ansicht der Familie Tamimi Terror ein. Mitglieder des Tamimi-Clans haben in der Vergangenheit zahlreiche Anschläge auf Israelis verübt. So tötete 2001 Ahlam Tamimi 15 Menschen in einer Jerusalemer Pizzeria. Manal Tamimi weigert sich, Taten wie diese zu verurteilen. Ihre Nichte, Ahed Tamimi, gelangte als jugendliches Gesicht des »palästinensischen Widerstands« zu internationaler Berühmtheit. Nachdem die 17jährige vor kurzem aus einem israelischen Gefängnis entlassen worden war, bedankte sie sich beim Hizbollah-Führer Hassan Nasrallah.

Manal Tamimi ist sich sicher: Der Widerstand werde die Region zum Frieden führen. Der Moderator des Abends hakt nach und möchte wissen, was die Frau denn zu Antisemitismusvorwürfen zu sagen habe? »Wir haben nichts gegen das Judentum als Religion. Wir bekämpfen den Zionismus als System«, sagt sie. Zu ihren mittlerweile gelöschten Tweets mit antisemitischen Karikaturen will sie sich nicht äußern. Und der Kampf gegen die patriarchalen Verhältnisse der palästinensischen Gesellschaft, sei das nicht ein genauso wichtiger Kampf wie der gegen den Zionismus? »Die Besatzung hat den Widerstandsgeist von uns Frauen gestärkt. Aber auch unsere Männer leiden.«

Vor der Gaststätte tauchen in der Zwischenzeit etwa 20 proisraelische Demonstranten auf. Ein Pulk von Zuhörern schwärmt aus, als rollten israelische Panzer am Maibachufer entlang. Die Polizei muss einen weiteren Mannschaftswagen zur Unterstützung anfordern, einer der Gäste ruft der Gegenseite zu: »Ihr seid israelische Nazis!« Ein anderer: »Der Faschismus liegt euch im Blut.« Die Polizei eskortiert die wenigen Gegendemonstranten zur nächsten U-Bahnstation. Die Israel-Hasser kehren zurück in den Veranstaltungsraum, zur Supermutti.