Homestory #39

Wer hat sich auf Partys und zu Karneval als was verkleidet?

Darüber schwatzen wir gerade, am Konferenztisch, in der Küche, in den Ressorts: über die Israel-Ausgabe, Greta und die Klimapolitik sowie über die alten Partyfotos von Justin Trudeau, die ihn mit dunklem Make-up im orientalisierenden Phantasiekostüm zeigen. Ist das Blackfacing oder Brownfacing oder Cultural Appropriation? Trudeau, Posterboy des Neoliberalismus, dessen Flüchtlingspolitik eher neo als liberal ist, hat sich für seine Maskerade entschuldigt und öffentlich bereut. Umfrage in der Redaktion: Welche Kostüme gehen eigentlich, welche nicht? Wer hat sich auf Partys und zu Karneval als was verkleidet? Und gibt es kompromittierendes Material wie Fotos, Videos und Zeugenaussagen?

Lebhaft erinnern sich noch viele von uns an den Kollegen im Deutschland-Trikot mit Fähnchen und schwarzrotgold geschminkten Bäckchen, der als Fanparodie zum gemeinsamen WM-Endspiel gucken in die Redaktion kam. (Wo sind die Fotos eigentlich geblieben?) Auf die Frage nach den Karnevalskostümen von einst kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Man ging als »native American«, »Winnetou«, »Indianer« und »Indianerin«. An zweiter Stelle folgen die Cowgirls und Cowboys beziehungsweise die Kostümierung als Old Shatterhand mit Vaters alter Wildlederjacke und Hut von Woolworth. »Ich wollte Freund der Indianer sein«, begründet der Kollege. Andere fragwürdige Kostümierungen (darunter ein Einhorn, ein Frosch und zwei Pilze) werden mit »Da war ich erst vier«, »Ich wurde gezwungen, das Kostüm zu tragen« und »Ich komme aus Köln « begründet. Gleich zwei Mitarbeiterinnen erinnern sich, mal als Krankenschwester gegangen zu sein, würden das aber nicht mehr tun. Das sind traurige Bekenntnisse, nicht wahr?

Manche haben sich aber auch zeitgemäß, queer und unkonventionell verkleidet. Ein Kollege kreierte mit Hilfe von um die Hüften geschlungenen Decken seinen Prinzessinnen-Look, der von Sissi inspiriert war; eine Kollegin schlüpfte in die identitätssprengende Rolle einer Indianer-Löwin und gleich drei Kollegen waren in ihrer Jugend als Piraten kostümiert, womit schon früh das klassische linke Thema der Umverteilung angesprochen wurde – immerhin!

Kreuzworträtsel
Das 18., nicht das 19. Jahrhundert: »Das Osmanische Reich war weitgehend ein Synonym für die ›islamische Welt‹«, sagte Joseph ­Croitoru im Interview, und fügte hinzu, »zumindest bis Anfang der siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts.« Jungle World 38/2019, Dschungel-Seiten 10/11