Hartmut Ziebs zieht sich wegen des Streits um seine Warnung vor der AfD von ­seinem Amt als Präsident des Feuerwehrverbands zurück

Brand bei der Feuerwehr

Porträt Von Martin Brandt

<p>Diesen Brand konnte er nicht mehr löschen.</p>

Diesen Brand konnte er nicht mehr löschen. Nachdem Hartmut Ziebs, der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands, Anfang September in der Lausitzer Rundschau vor einer Unterwanderung der Feuerwehren durch die AfD gewarnt hatte, geriet der Verband in die »schwerste Krise seit Jahrzehnten«, wie es der Verband der Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen auf seiner Homepage formulierte. Das hatte allerdings weniger mit Ziebs’ Warnung als mit der Reaktion von fünf seiner sieben Vizepräsidenten zu tun. Nachdem der Artikel erschienen war und Ziebs beim »Berliner Abend der deutschen Feuerwehren« angbelich einen seiner Kameraden verleumdet haben soll, forderten die fünf öffentlichkeitswirksam seinen Rücktritt. Überregionale Medien berichteten über eine »Schlammschlacht«. Ziebs entschuldigte sich für ein »sehr zugespitztes Zitat«. Gleichwohl wolle er angesichts der Gefahr von rechts für den Verband ein neues Leitbild erarbeiten.

Noch vor dem regulären Ende von Ziebs’ Amtszeit, die bis 2021 dauern sollte, entschied sich nun der Präsidialrat einstimmig für eine Neuwahl aller Mitglieder des Gremiums im April 2020, für das Ziebs nicht mehr kandidieren wird. Mit der im Feuerwehr-Magazin veröffentlichten Erklärung soll der Eindruck vermieden werden, es ginge um die »politischen Äußerungen des Präsidenten gegen Rechtspopulismus« oder den »Migrationshintergrund einer Mitarbeiterin«. Stattdessen führte man nebulös »strukturelle Aspekte« an und diagnostizierte eine chronische Kommunikationsstörung innerhalb des Präsidiums. Ob es nicht ein schnöder Machtkampf war, bleibt offen.

Vor allem klingt es nach einer autoritären Befriedung des Konfikts. Ziebs, der die Feuerwehren weiblicher und migrantischer machen wollte, fehlte in den konservativen Verbandsstrukturen der Rückhalt. Der scheidende Präsident sah sich zuletzt Diffamierungen durch die AfD ausgesetzt und erhielt Morddrohungen. Die Entscheidung vom Freitag vergangenener Woche kommentierte er pragmatisch: »Ich bin nach wie vor ein begeisterter Feuerwehrmann, und vielleicht stehe ich bald in meiner Schwelmer Heimatfeuerwehr wieder am Schlauch«.

Geändert am 12.12.2019