Die Golfmonarchien verlieren an Einfluss

Der Prinz und die Säge

Was kümmert mich der Dax Von Jörn Schulz

<p>Nirgendwo auf der Welt ist die Monarchiedichte so hoch wie rund um den Persischen Golf.</p>

Nirgendwo auf der Welt ist die Monarchiedichte so hoch wie rund um den Persischen Golf. Saudi-Arabien, Kuwait, Katar, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und Oman werden von Dynastien mehr oder minder absolutistisch regiert. Das funktioniert bislang erschreckend gut, vornehmlich weil der Ölreichtum, über den alle Golfmonarchen mit Ausnahme des Sultans von Oman verfügen, es erlaubt, eine Klientel an den Hof zu binden und den Staatsbürgern einen gewissen Wohlstand zu bieten. Im Westen auch als Investoren präsent, konnten die Emire und Monarchen zumeist auf das Wohlwollen der USA wie auch der EU rechnen, die pflichtschuldig Menschenrechtsverletzungen kritisierten, wenn sich das nicht vermeiden ließ, aber keinen Grund sahen, die profitablen Geschäftsbeziehungen oder auch nur die Waffenlieferungen einzustellen.

Das aber scheint sich langsam zu ändern. Anfang Februar forderte das Europäische Parlament erneut, keine Waffen an Saudi-Arabien zu liefern. Der Beschluss ist nicht bindend, die breite Zustimmung zur Resolution zeigt aber, dass es bei der Kritik am Königshaus nicht mehr nur um Moral und Werte geht. Offenbar spricht sich langsam herum, dass es keine wirkliche Hilfe im Kampf gegen die iranische Aggressionspolitik darstellt, wenn Saudi-Arabien mit seiner Intervention im Jemen eine humanitäre Katastrophe anrichtet, die Verbündeten des Iran dort aber nicht besiegen kann. Schwer zu vergessen ist aufgrund des Splatter-Faktors auch die Ermordung des dissidenten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018. Es ist zwar nicht sicher belegt, dass Khashoggi mit einer Knochensäge zerlegt wurde, als er noch lebte, doch nicht unverdient muss der forsche saudische Kronprinz Mohammed bin Salman seitdem damit leben, dass sein Kürzel MBS für »Mister Bone Saw« steht. Und nun wohl auch damit, dass US-Präsident Joe Biden nicht mit ihm verhandeln will. Biden ließ nicht nur den von seinem Vorgänger Donald Trump unter Verschluss gehaltenen CIA-Bericht veröffentlichen, der MBS die direkte Verantwortung für den Mord zuschreibt, sondern bestand auch darauf, mit König Salman ibn Abd al-Aziz zu telefonieren, obwohl dieser gesundheitlich schwer angeschlagen ist und die Regierungsgeschäfte MBS überlässt. Sanktionen verhängte die US-Regierung zwar nur gegen Personen aus dem Umfeld von MBS, doch die diplomatische Demütigung dürfte das Königshaus schwer treffen. Auf bedingungslose Unterstützung können Saudi-Arabien und die anderen Golfmonarchien nicht mehr rechnen. Wohl nicht zuletzt damit dies in Teheran nicht falsch verstanden wird, ließ Biden Stellungen einer proiranischen Miliz in Syrien bombardieren. Auch das iranische Regime – mit seinem auf Lebenszeit bestimmten Obersten Führer Ali Khamenei de facto eine Monarchie ohne Erbfolge – ist betroffen von der sinkenden strategischen Bedeutung ölfördernder Staaten. Diese Entwicklung dürfte, so langsam es auch vorangeht mit dem Abschied von den fossilen Energien, die Diktaturen rund um den Persischen Golf langfristig unterminieren.