Go Straight to Hell, Boy!

Joe Strummer ist tot

Joe Strummer ist tot. Der Gitarrist, Sänger und Songschreiber von The Clash erlag einen Tag vor Heiligabend im Alter von 50 Jahren einem Herzleiden.

The Clash zählten neben den Sex Pistols zu den Gründern des britischen Punks. Mit Songs wie »White Man in Hammersmith« oder »I’m so bored with the USA« von ihrer ersten, selbst betitelten Schallplatte, wurden sie das politisch motivierte Aushängeschild der neu entstandenen Protestkultur. Vor allem Strummer, der zu dieser Zeit des Öfteren in Brigate-Rosse- oder RAF-T-Shirts auf der Bühne erschien, wollte über seine Musik Inhalte vermitteln.

Mit Forderungen wie der nach einem »White Riot« stand er ganz im Gegensatz zur weit verbreiteten Punkattitüde des No Future. Mit diesem Ansatz machte die Band sich aber nicht nur Freunde. Strummer, der einem wohlhabenden Elternhaus entstammte, wurde schlichtweg die Glaubwürdigkeit abgesprochen. So wurde die Band aus den eigenen Reihen schon früh kritisiert. Crass, die Anarchopunkband schlechthin, sangen in ihrem Song »Punk is Dead« etwa : »CBS promote the clash, but it ain’t for revolution, it’s just for cash.«

In den folgenden Jahren veröffentlichte die Band um das Songschreiberduo Joe Strummer und Mick Jones noch fünf LPs, wovon mindestens drei als Meilensteine der Musikgeschichte gelten. Mit einer stilistischen Offenheit vor allem in Richtung Reggae und Dub, erspielten sie sich ein breites Publikum, weit über die Punkszene hinaus. Großer Bewunderer der Band war auch der Dubmagier Lee Perry, der sogar eine Platte von The Clash produzierte.

Auf dem Werk »London Calling« mit dem der ersten Elvis-Platte nachempfundenen Cover, sieht man – sehr untypisch für die Band – wie der Bassist Paul Simenon sein Instrument zerstört. Eine eigentümliche Szenerie, da The Clash mit dem damals weit verbreiteten Destruktionsgedanken gar nichts zu tun hatten. Vielmehr gab es bei ihnen so etwas wie ein Sendungsbewusstsein und den Willen zur Veränderung. Und doch verstanden sich The Clash nicht um jeden Preis als politische Band. So wurde etwa das Stück »I’m so bored with the USA« als Hasstirade von Mick Jones auf seine Freundin als »I’m so bored with you« geschrieben. Joe Strummer änderte das persönliche Stück mal eben mit den einfachsten Mitteln in ein politisches.

1984, Mick Jones war mittlerweile aus der Band geworfen worden, erschien »Cut the crap«, die elendig schlechte letzte Platte von The Clash. Kurze Zeit darauf löste sich die Band auf. 1991 hielt sie mit »Should I stay or should I go« als Werbe-Jingle für Levi’s nochmals Einzug in die Hitparaden dieser Welt. Seit dieser Zeit sind die Gerüchte um eine eventuelle Reunion nie wieder verstummt. Joe Strummer verneinte jedoch immer vehement und veröffentlichte stattdessen ein Soloalbum und einige schöne Soundtracks.

Des Weiteren hatte er einige kleinere Auftritte in Filmen wie Jim Jarmuschs »Mystery Train«. Er produzierte Schallplatten von The Pogues und ersetzte für eine Tour deren Sänger Shane MacGowan. In den letzten Jahren fand er mit seiner Begleitband Mescaleros eine neue musikalische Heimat und einen Weg, in Würde alt zu werden. Und nun ist er viel zu jung verstorben.

rainer g. ott