Couragiert für Mügeln

Damit die eigene Mannschaft nicht deklassiert wird, muss die Abwehr richtig stehen. Das weiß auch Gotthard Deuse (FDP), seit zwei Jahrzehnten Bürgermeister im nordsächsischen Mügeln und Präsident des örtlichen Fußballclubs. Um den Ruf seiner Stadt nicht zu gefährden, macht er sich auch in der Kommunalpolitik jene Fußballweisheit zunutze. Nachdem am 24. April das Heimspiel des SC Mügeln-Ablass gegen Roter Stern Leipzig wegen antisemitischer Gesänge abgebrochen worden war, wehrte der Mügelner Präsident die medialen Attacken beschwichtigend ab. Er habe, solange er beim Spiel war, keine Naziparolen gehört, erzählte Deuse dem MDR.
Bereits im Sommer 2007, als Dutzende Mügelner acht Inder durch die Stadt jagten und diese zum Teil schwer verletzten, teilte Deuse der Financial Times mit, dass die ausländerfeindlichen Parolen, die sie dabei riefen, »jedem mal über die Lippen kommen« könnten. Rechtsextremismus schließe er aber als Tatmotiv aus. Ausgerechnet der Jungen Freiheit erläuterte Deuse, dass er es für wichtig halte zu unterscheiden, ob es sich um eine »an sich unpolitischen Prügelei« handele, »in deren Verlauf aus Wut dumme und unsägliche Parolen gerufen wurden«, oder »ob die Inder unschuldig und aus fremdenfeindlichen Motiven überfallen, gejagt und dann verprügelt wurden«. Im März 2009 wurde einem Mitarbeiter der Pizzeria, in die sich die Angegriffenen damals geflüchtet hatten, die Nase gebrochen. »Da wird ja wieder so vieles aufgebauscht«, ließ Deuse daraufhin im Spiegel verlauten. Es handelte sich dabei wohlgemerkt um den dritten Angriff auf Mitarbeiter der Pizzeria seit 2007. Soviel couragiertes Engagement für ihre Stadt wussten die Mügelner zu schätzen: Bei den Kommunalwahlen im Juni 2009 bestätigten sie Deuse erneut in seinem Amt.
Mügeln hat offiziell kein Rechtsextremismusproblem und braucht daher auch keine »Antirassistischen Aktionstage«. Obwohl sie fast ein Jahr vorher angemeldet worden waren, entschied die Stadt einige Wochen vor der Veranstaltung, die der Verein »Vive le Courage« im Sommer 2009 abhalten wollte, dass Parkanlagen in Mügeln nicht für politische Veranstaltungen zur Verfügung stünden. In Mügeln »werden immer mehr Farbtupfer sichtbar«, ist auf der städtischen Homepage über das Stadtsanierungsprogramm zu lesen, das unter Deuse seinen Anfang nahm. Man kann eine Stadt sicher für bunt halten, auch wenn die Brauntöne dominieren.