Porträt - George Weah

Trotzig im Amt

Fußball ist eben nicht alles im Leben. Zumindest als Staatsoberhaupt muss man mit mehr begeistern können. George Weah, seit dem 22. Januar 2018 Präsident Liberias, wurde bei seinem Wahlsieg noch von Fans bejubelt. Der 52jährige ist ein bekannter ehemaliger Fußballspieler und wurde 1995 gar zum Weltfußballer gekürt. Vergangene Woche demonstrierten in dem fast fünf Millionen Einwohner zählenden westafrikanischen Land Tausende Menschen gegen seine Regierung, in der Hauptstadt Monrovia mehr als 5 000 – angeblich die bisher größten Proteste des Landes. Weah war unter anderem mit dem Versprechen angetreten, die Korruption zu bekämpfen, dies scheint ihm nicht zu gelingen. Zudem ist die Inflationsrate seit seinem Amtsantritt deutlich gestiegen und das Wirtschaftswachstum gesunken. 64 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Die Proteste richten sich gegen die Korruption und die schlechte wirtschaftliche Entwicklung, aber auch gegen häusliche und sexuelle Gewalt sowie Straflosigkeit. So hat Weah entgegen seinen Versprechungen immer noch kein Kriegsverbrechertribunal eingerichtet, um die Warlords der Bürgerkriege zwischen 1989 und 2003 zu belangen.

Es sind nicht die ersten Proteste gegen Weahs Regierung. Im Oktober 2018 machte ein Gerücht die Runde, dass Container mit frisch gedruckten Banknoten für die Zentralbank im Wert von 15,5 Milliarden liberianischen Dollar (damals umgerechnet rund 88 Millionen Euro) abhanden gekommen seien. Daraufhin protestierten Tausende gegen die Regierung. Von der US-Botschaft finanzierte Ermittlungen konnten das Verschwinden des Geldes nicht bestätigen, konstatiert wurde jedoch, es gebe »Bedenken hinsichtlich der Genauigkeit und Vollständigkeit der internen Aufzeichnungen« der Zentralbank. Auch eine Aussage Weahs von Ende Mai stärkte nicht das Vertrauen. Im Juli 2018 sollte Bargeld in Höhe von 19,6 Millionen liberianischen Dollar der Wirtschaft zugeführt werden. Rund ein Drittel des Geldes sei aber nicht genutzt worden, so Weah – er versuche herauszufinden, wo es geblieben ist. Für die Protestierenden hat er kein Verständnis. »Wenn ihr glaubt, ihr könnt den Präsidenten beschimpfen und frei auf den Straßen herumlaufen, so wird das nicht passieren. Ich trotze euch«, sagte er dem Guar­dian zufolge. Vor den Protesten am Freitag soll die Regierung zudem den Zugang zu sozialen Medien und Messaging-Diensten blockiert haben.