Eine Berliner Kneipe kämpft ums Überleben

Kneipen denen, die drin saufen

Seite 2 – Luxussanierungen, Mietexplosionen, Verdrängung
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Auch ein Vertreter des im Jahr 2017 geräumten »Kiezladens Friedel 54« sprach: Für ihn sei der Kampf der beiden Projekte »im Herzen, am Tresen und auf der Straße eng verbunden«. Deutlicher wurde ein Redner des »Syndikat«: »Es geht hier nicht nur um unseren eigenen Arsch.« Die Demonstration sei Teil eines größeren Kampfs. Verdrängung, Mietexplosionen, Luxussanierungen – all das wollten die Betreiber des »Syndikats« nicht mehr hinnehmen, die Parole »Wir bleiben alle« müsse praktisch werden. Und tatsächlich ist das »Syndikat« nicht allein. Ein Redner listete allein 20 Mieterzusammenschlüsse auf, die sich gegen Schikanen ihrer Vermieter wehrten.

Wie es mit dem »Syndikat« weitergeht, bleibt dennoch offen. Folgt man der Interpretation des Vermieters, öffnet die Kneipe seit über sechs Monaten ohne Mietvertrag ihre Türen für Anwohner aus der Nachbarschaft, Geringverdiener und Punks. Benjamin Hersch, der Anwalt des »Syndikat«, sieht das anders. Die Kneipe zahle weiterhin Miete, das Mietverhältnis sei nicht wirksam gekündigt worden. Er wirkte optimistisch: Das »Syndikat« könne diese Auseinandersetzung um den »Kiez von unten« gewinnen. Denn die Adresse des Eigentümers führe nur zu einem Briefkasten in Luxemburg, der von über 70 Firmen genützt werde. Die Nichterreichbar­keit der Eigentümerfirma des Hauses will Hersch für eine Klage­erwiderung nutzen.

Auch die Demonstranten waren guter Dinge: Bevor sie sich spontan gemeinsam zu einer lauten Runde durch den Kiez aufmachten, ­luden sie vorsorglich schon einmal zur Siegesparty des »Syndikat« ein.