Die Guerillakämpfer der ELN

»Wir haben jetzt 200 views auf Instagram«

Seite 5 – Die Armut bleibt
Reportage Von

Währenddessen brennt draußen die Nachmittagssonne. Eine leichte Brise mildert die Hitze kaum. Eduardo Murillo*, der Vorsitzende der Dorfgemeinde, steht unter schattenspendenden Bananenbäumen und schaut dem Kartenspiel einiger Männer zu. Veränderungen geschehen hier nur langsam. »Wenn der Staat hierher kommt, dann mit dem Militär, und das fragt nicht, was wir brauchen«, sagt er und zeigt auf das einzige gemauerte Gebäude im Ort; es ist 25 Quadratmeter groß. »Das ist die Schule, die sie uns hier hingesetzt haben. Für 40 Kinder. Vermessen haben sie für ein doppelt so großes Gebäude. Der Rest des Geldes …« Er verstummt und macht die universelle Handbewegung, die für das Wirtschaften in die eigene Tasche steht.

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Bild:
Tatyana Zambrano

Die Korruption ist eines der großen Probleme des Chocó, das andere die ­Armut. Den staatlichen Statistiken zufolge ist die Provinz die ärmste des Landes. Bei mehr als drei Vierteln der Bevölkerung sind demnach die »Grundbedürfnisse unbefriedigt«. 30 Prozent leben in Armut, es gibt eine hohe Kindersterblichkeit, die öffentliche Gesundheitsversorgung ist mangelhaft, Bildungschancen sind gering, der ­Zugang zu sauberem Trinkwasser ist schwierig, die Ernährung unzureichend. Die aufgeblähten Bäuche einiger Kleinkinder, die durchs Dorf laufen, sind ein untrügliches Zeichen von chronischer Unterernährung.

»Wir leben hier von dem, was wir anbauen oder fangen«, sagt Murillo. »Reis, Zuckerrohr, Fisch, Kochbanane. Und dem Erbarmen Gottes.« Wirtschaftlich etwas ertragreicher ist hier nur das Koka, Goldminen gibt es vor ­allem flussaufwärts, einige Menschen leben vom Schlagen der Tropenhölzer. Wer kann, zieht weg. Ob »die Organisation«, wie die Menschen den ELN hier nennen, ihnen unter die Arme greife? Murillo schüttelt den Kopf. Außer in ­einigen Fragen der öffentlichen Ordnung halte der ELN sich zurück. Es sei aber immer noch besser als unter den paramilitärischen Gruppen, die die Menschen schlecht behandelten und ihre Bedürfnisse ignorierten.