AMIA-Anschlag in Buenos Aires

Das Netzwerk der Attentäter

Seite 3 – Verschwörungstheorien kursieren

Nisman wurde am 18. Januar 2015 mit einer tödlichen Schusswunde am Kopf in seiner Wohnung im Luxusviertel ­Puerto Madero in Buenos Aires aufgefunden. Ob es Mord oder Selbstmord war, dazu gibt es heute sich widersprechende Ermittlungsergebnisse. 2017 kam der Bundesrichter Julián Ercolini allerdings zu dem Schluss, es könne sich nicht um Selbstmord gehandelt haben.

Nisman hatte kurz vor seinem Tod eine Anklageschrift fertiggestellt, in der er unter anderen der damaligen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner und ihrem Außenminister Héctor Timerman vorwarf, wegen der wirtschaftlichen Beziehungen zum Iran an der Vertuschung der Identität der ­Anschlagsurheber mitgewirkt zu haben. Die geplante Einrichtung einer gemeinsamen Wahrheitskommission mit dem Iran verunmögliche, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Grund dafür sei, so Nisman, ein geplantes Erdölgeschäft. Nur hatte er keine Beweise dafür. Der zuständige Richter, der schon die Haftbefehle gegen die Iraner ausgestellt hatte, wies die Anklage später ab. Nisman hätte am 19. Januar im Abgeordnetenhaus seine Vorwürfe untermauern sollen.

Dass ein so angesehener und professioneller Staatsanwalt eine nicht ­beweisbare Anklage erhebt und dann unter mysteriösen Umständen zu Tode kommt, machte den Fall AMIA noch rätselhafter. Die Aufmerksamkeit richtete sich bald auf Nismans Partner, den Geheimdienstler Stiuso, der einen zweifelhaften Ruf genoss und vielen innerhalb der Sicherheitsbehörden als zu mächtig und gefährlich galt. Während sich Verschwörungstheorien verbreiteten, ließ Fernández de Kirchner den Geheimdienst Secretaría de Inteligencia (SI) schließen und neu gründen. Nismans Tod wird mit großer Wahrscheinlichkeit unaufgeklärt ­bleiben.