Israelisch-palästinensischer Konflikt

Das Geschäftliche zuerst

Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner hat seinen »Deal des Jahrhunderts« vorgestellt. Die Palästinenser sollen mit den Israelis wirtschaftlich kooperieren, statt auf einen eigenen Staat zu warten.

Auf die Frage, ob er sich eine Zweistaatenlösung wünscht, antwortet der palästinensische Geschäftsmann ­Ashraf Jabari pragmatisch. Kein israelischer Ministerpräsident werde die Grenzen von 1967 akzeptieren, und »keine palästinensische Führung wird sich mit weniger zufriedengeben«. Aber es spreche auch noch etwas anderes dagegen. »Ich muss Sie daran erinnern«, sagt Jabari, »dass unsere Religion es uns nicht erlaubt, auch nur einen Zentimeter dieses Landes aufzugeben. Dieses Land, und zwar das ganze Land, ist ein heiliger Ort des Islam, da können Sie jede religiöse Autorität fragen.«

Vor Jabari sitzt eine Gruppe europäischer Journalisten. Sie wurde in eine ­israelische Siedlung im Norden der Westbank gebracht, um ihr zu zeigen, wie gut dort das Zusammenleben der Israelis und Palästinenser funktioniert. ­Jabari möchte wohl sichergehen, dass die Journalisten verstehen, was er meint. »Jeder einzelne Zentimeter«, fügt er hinzu, »von Tel Aviv, von Haifa, von Jerusalem.«

Ashraf Jabari (l.), Unternehmer, und Yossi Dagan, Siedler, arbeiten zusammen.

Bild:
Johannes Simon

Neben Jabari sitzt Yossi Dagan. Er ist Bürgermeister des Regionalrats von Shomron, der 35 israelische Siedlungen in der nördlichen Westbank umfasst. Der frühere IDF-Offizier gilt sogar in der israelischen Siedlerbewegung als Hardliner. Es sei lächerlich, im Falle der Westbank von einer Besatzung zu ­sprechen, sagte Dagan in einem Interview. Judäa und Samaria, wie die Westbank in Israel genannt wird, trage das Jüdische doch schon im Namen. In Siedlungsfragen steht Dagan rechts von Benjamin Netanyahu. Noch vor zwei Jahren saß er in einem Protestcamp vor dem Büro des israelischen ­Ministerpräsidenten und führte einen Hungerstreik an, um mehr Unterstützung für die Siedlungen zu erzwingen. Erst als Netanyahu kürzlich erklärte, dass Israel nie wieder Siedlungen räumen und alle bestehenden Siedlungen in Israel eingliedern werde, zeigte sich Dagan versöhnt und beteiligte sich am Wahlkampf für den Likud.