Schadensfall: Kunst & Kaktus

Homestory #32

Alle reden vom Wetter. Wir auch.

Alle reden vom Wetter, ja ja. Außer damals, in den sechziger Jahren, die Deutsche Bundesbahn in ihrer Werbekampagne: »Alle reden vom Wetter. Wir nicht. Wir fahren immer.« Das war zwar schon damals gelogen, inspirierte aber den Sozialistischen Deutschen ­Studentenbund (SDS) zu einer Adaption, mit der dieser klarmachte, dass bei ihm lieber über Marx, Engels, Lenin gesprochen werde.

Wetter, Wetter, Wetter. Wir wissen, dass auch wir Sie an dieser Stelle viel zu oft mit dem Wetter behelligen. Aber das kommt sonst in dieser Zeitung auch kaum vor. Höchstens das Klima, aber das ist ja bekanntlich etwas anderes.

Irgendwie ist da draußen ja auch immer Wetter. Vergangene Woche war das Wetter aber leider sogar in den Redaktionsräumen. Am Ende eines heißen sommerlichen Arbeitstags zog es die Kolleginnen und Kollegen so schnell wie möglich ins Freibad, zur Eisdiele oder wo auch immer etwas Abkühlung lockte. Diese kam dann freilich von allein – in Form eines heftigen Unwetters, Orkanböen inklusive. Und die letzten anwesenden Mitglieder des Jungle World-Kollektivs hatten bei schönstem Sommerwetter vor lauter Feierabendeile nicht daran gedacht, die weit geöffneten Fenster zu schließen.

Um es kurz machen: Schlimmeres verhinderten unsere Freundinnen und Freunde von der Redaktion der Phase 2, die den großen Konferenzraum der Jungle World regelmäßig nutzen. Dank ihres beherzten Eingreifens konnte das Davonwehen oder Nassregnen von Computern, Telefonen und ähnlich Existentiellem glücklicherweise verhindert werden. Vielen Dank dafür an dieser Stelle! Ein kleiner Kaktus verlor ein Ästchen, hat den Schock aber insgesamt gut überstanden. Den Produktionsplan hatte es vom Tisch des Chefs vom Dienst in den Flur geweht, wo ihn die Retterinnen und Retter von der Phase 2 wohl aufgefunden und auf dem nächstgelegenen Schreibtisch deponiert hatten. Der gehörte zum Lektorat, was zwar am Folgetag für etwas Verwirrung sorgte, aber nicht wirklich einen Schaden darstellte.

Der einzige Gegenstand, der wirklich etwas abbekommen hat, ist ein Kunstwerk. Ausgerechnet! Es war vor ein paar Monaten bereits der Star der Homestory: die zwei jeweils 1,40 Meter auf 2,50 Meter großen Leinwänden, die einstmals wohl zwei Drittel eine Triptychons gewesen waren. Nun hat die eine einen etwa 30 Zentimeter langen Riss und die andere mehrere Macken am Rahmen. Und weit und breit ist kein Restaurator in Sicht, der den Schaden professionell, aber für lau, reparieren würde. Womöglich sind die Redaktionsräume der Jungle World doch kein so gutes Kunstasyl, wie wir dachten.