Suizide in Haftanstalten

Lieber sterben als im Knast leben

Seite 3 – »Befall von Kakerlaken«

In der JVA Traunstein mangelt es den Häftlingen dem Bericht zufolge aufgrund zu kleiner Fenster, an denen Lochblenden angebracht sind, an Tageslicht und an frischer Luft. In der JVA Karlsruhe entdeckte die Nationale Stelle in den besonders gesicherten Hafträumen im Keller des Gebäudes einen »Befall von Kakerlaken«. Über extrem unhygienische Zustände in der JVA Bützow in Mecklenburg-Vorpommern berichtete im Mai die Ostsee-Zeitung. Dem Kreisgesundheitsamt Rostock zufolge herrschten in der 1839 erbauten Anstalt »katastrophale Missstände«. In einem Flügel hätten die Prüfer des Amts »eine erhebliche Verschlechterung des infektionstechnischen Zustandes« festgestellt.

Schlechte Haftbedingungen resultieren zudem oft aus der Überbelegung der Gefängnisse. Zu Überbelegungen kommt es, abgesehen von länderspezifischen Unterschieden, vor allem dort, wo die Zahl kurzfristiger Inhaftierungen steigt. Wie der Deutschlandfunk berichtete, waren im Januar beispielsweise alle 17 Justizvollzugsanstalten Baden-Württembergs überfüllt. Von 2016 bis 2019 stieg die Zahl der Gefangenen in dem Bundesland um 12,5 Prozent.

In einer Stellungnahme zum Bericht der Nationalen Stelle zur Verhütung von Folter über ihren Besuch in der JVA Karlsruhe verweist das Justizministerium Baden-Württembergs auf die »seit Herbst 2015 unvorhersehbar enorm angestiegenen Gefangenenzahlen«. Der Anteil der Ausländer unter den Untersuchungshäftlingen liegt inzwischen bei 70 Prozent. Dies liegt daran, dass Menschen ohne festen Wohnsitz in Deutschland aufgrund einer von den Behörden angenommenen höheren Fluchtgefahr häufiger in Untersuchungshaft genommen werden.