»Historikerbericht« der FPÖ

Die FPÖ will koscher werden

Seite 2 – Ein Ex-FPÖ-Mann leitet die Kommission

Auf den eigentlichen Anlass, nämlich die personellen Verbindungen zwischen rechtsextremen Burschenschaften und Partei, geht der FPÖ-Bericht nur am Rande ein. Zwar räumt er ein, dass Burschenschafter, obwohl eine verschwindend kleine Minderheit der Gesamtbevölkerung, in der FPÖ stark vertreten seien und die Partei fast ihr gesamtes Spitzenpersonal aus den Burschenschaften rekrutiere, doch Genaueres könne man leider nicht sagen, da die Burschenschaften »private Vereine« seien, die keinen Zugang zu ihren Archiven gewährt hätten.

Immerhin steht in der Zusammenfassung: »Die Geschichte des Dritten Lagers nach 1945 weist eindeutig Berührungspunkte mit dem Nationalsozialismus auf.« In der FPÖ hätten sich »mehr als in anderen Parteien ehemalige Nationalsozialisten in Führungspositionen finden lassen«.

Nichts davon ist neu und entsprechend kritisch sehen Historiker den Bericht. »So etwas Unprofessionelles hat es noch nie gegeben«, kommentierte der Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Wien, Oliver Rathkolb, das Machwerk der FPÖ im Österreichischen Rundfunk. Dass seine Fakultät nicht hinzugezogen worden sei und bis zur Vorveröffentlichung nicht mitgeteilt wurde, wer an dem Bericht mitgearbeitet hat, sei »unüblich« und widerspreche wissenschaftlichen Standards.

Ebenfalls gegen wissenschaftliche Standards dürfte verstoßen, dass die Kommission von dem ehemaligen FPÖ-Politiker Wilhelm Brauneder geleitet wird, der dem deutschnationalen Flügel der Partei zugerechnet wird.