Rechtsextremismus beim FC Chemnitz

Wo Nazis sich wohlfühlen

Seite 2 – Klein- und Schönreden
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Dabei gehört das Chemnitzer Nazi- und Hooliganmilieu zu einem der gewalttätigsten bundesweit, was sich zuletzt im Sommer 2018 beobachten ließ: Dem Demonstrationsaufruf von »Kaotic Chemnitz« nach dem gewaltsamen Tod von Daniel H. – der junge Mann war Ende August in Chemnitz erstochen worden, tatverdächtig sind zwei Flüchtlinge – folgten mehrere Hundert Sympathisanten, es kam zu Ausschreitungen und Angriffen auf Migranten, die bundesweit Beachtung fanden.

Die Reaktionen des Vereins auf die extrem rechte Dominanz in der Anhängerschaft blieben meist halbherzig. Wo sich das Problem nicht mehr verschweigen oder kleinreden ließ, griff das Management auf allenfalls gut gemeinte PR-Maßnahmen zurück. Dass die Spieler beim ersten Heimspiel nach dem Eklat im März mit einem Banner posierten, auf dem ein floskelhaftes Bekenntnis zur Demokratie zu lesen war, und der CFC kostenlose Shirts mit antirassistischem Aufdruck verteilen ließ, konnte nicht über die tatsächliche Stimmung im Stadion hinwegtäuschen. Viele Fans blieben aus Protest den ersten Spielminuten fern, viele der verteilten Shirts landeten im Stadiongraben.

Die jüngsten Drohungen gegen den Sportdirektor und Geschäftsführer Thomas Sobotzik wegen Frahns Kündigung überraschen deshalb nicht. Der CFC hat ein Naziproblem, das die Vereinsführung nicht in den Griff bekommt. Es scheint auch nicht als dringlich zu gelten, denn an den jährlichen Fachtagungen des DFB zum Thema Rechtsextremismus nahm der Verein bislang nicht teil, ein Antirassismusbeauftragter wurde erst nach Auflagen des Nordostdeutschen Fußballverbands eingestellt. Nazis machen sich dort breit, wo sie auf wenig Widerstand treffen – wie bislang im Chemnitzer Stadion.