Präsidentschaftsvorwahlen in Argentinien

Comeback des Kirchnerismus

Seite 3 – Unterstützung durch soziale Bewegungen

Sich selbst hielt Fernández de Kirchner im Hintergrund, was auch in der Wahlnacht deutlich wurde. Während sich Alberto Fernández in Buenos Aires von seinen Anhängern bejubeln ließ, blieb Cristina Kirchner in ihrer patagonischen Heimat. Die Kandidatur des Duos entwickelte große Anziehungskraft. Sergio Massa, der einst versprochen hatte, Fernández de Kirchner ins Gefängnis zu stecken, obwohl er ihr früher als Kabinettsminister gedient hatte, unterstützt das Duo nun mit seinem peronistischen Frente Renovador, ebenso die meisten Gouverneure. Nur einige wenige schlossen sich Lavagnas oder Macris Bündnis an.

Wichtig für den Erfolg der Allianz Frente de Todos war auch die Unterstützung durch verschiedene soziale Bewegungen. So ließ sich beispielsweise Ofelia Fernández, eine der Leitfiguren der feministischen Kämpfe für das Abtreibungsrecht aus dem vergangenen Jahr, auf die Wahlliste von Frente de Todos setzen. Auch die peronistischen Gewerkschaften, die zuletzt mit Macri zusammengearbeitet hatten, unterstützen die Allianz.

Die meisten Beobachter – und auch die politischen Gegner – gehen davon aus, dass eine Rückkehr des Kirchnerismus ansteht. Die beiden Kirchners gelten als Vertreter des linkspopulistischen Flügels des Peronismus. Ihre Amtszeiten waren vom Ausbau des Sozialstaats, Protektionismus und öffentlichen Investitionen geprägt. Begleitet wurde das von nationalistischer Rhetorik, der Kooperation mit anderen linken Regierungen der Region und der Vereinnahmung sozialer Bewegungen. Zu Cristina Kirchners Erbe gehören des Weiteren Probleme wie Inflation und Korruption, die in Argentinien allerdings ohnehin weit verbreitet ist.

Traditionell gibt es auch einen rechtspopulistischen, arbeiterfeindlichen, gesellschaftlich konservativen Flügel des Peronismus. Dieser war in den zurückliegenden Jahren neoliberal geprägt. Beide können sich mit Fug und Recht auf die Präsidentschaften Juan Domingo Peróns (1946 bis 1955 und 1973 bis 1974) berufen. Von diesem stammt auch das Bonmot: »Wir Peronisten sind wie Katzen: Wenn wir kreischen, glaubt man, wir zerfetzen uns. Aber in Wirklichkeit reproduzieren wir uns.« Auch nach 70 Jahren scheint das noch zu funktionieren.