Gehalt von Auszubildenden

Das Mindeste ist nicht genug

Seite 2 – Zum Minijob gezwungen

Auch in anderen Wirtschaftszweigen, die immer wieder lautstark den Fachkräftemangel beklagen, fällt die monatliche Vergütung niedrig aus, etwa im Hotel- und Gaststättengewerbe in Sachsen mit 675 Euro oder in der Gebäudereinigungsbranche in den ostdeutschen Bundesländern mit 685 Euro. Auch im letzten Jahr ihrer Ausbildung stehen die Beschäftigten im Friseurhandwerk in Brandenburg mit einem monatlichen Verdienst von 470 Euro am schlechtesten da; am meisten verdienen Auszubildende im dritten Lehrjahr im Bauhauptgewerbe in Westdeutschland mit 1.475 Euro.

Wegen schlechter Bezahlung müssen Auszubildende nicht selten nebenbei einen Minijob annehmen, um über die Runden zu kommen, oder ihr Gehalt mit der Berufsausbildungsbeihilfe der Bundesagentur für Arbeit aufstocken – mit der Unternehmen ihre Dumpinglöhne subventionieren lassen. Vielfach wechseln Auszubildende auch nach kurzer Zeit in besser bezahlte Tätigkeiten.

Deutlich macht die Studie des WSI auch die regionalen Unterschiede in der Bezahlung. Während in der Metall- und der chemischen Industrie der Abstand zwischen der höchsten und der niedrigsten Vergütung im dritten Lehrjahr mit rund 95 Euro relativ gering ausfällt, sieht es in vielen Dienstleistungs- und Handwerksberufen anders aus. Unterschiede von 200 oder 300 Euro im selben Beruf sind keine Seltenheit. Ein Auszubildender im Kfz-Handwerk verdient beispielsweise mit 650 Euro in Thüringen deutlich weniger als sein Kollege in Baden-Württemberg mit 815 Euro. Neben einer auch 30 Jahre nach der sogenannten Wiedervereinigung weiterhin bestehenden Differenz zwischen Ost und West verweisen die Forscher auch auf ein Nord-Süd-Gefälle.