Die AfD und die Landtagswahl in Sachsen

»Die AfD ist Fleisch vom Fleisch der CDU«

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Interview Von

Sie haben vorhin die Situation in Sachsen mit der in anderen postsozialistischen Staaten verglichen. Können Sie das ausführen?
Der Transformationsprozess in Sachsen erinnert stark an den in anderen postsozialistischen Ländern. Als Länder mit einer ähnlichen Geschichte existieren dort in vielerlei Hinsicht vergleichbare Vorstellungen von Autorität. Die Liberalisierung der Gesellschaft wurde im Osten wie im Westen Deutschlands aufgrund eines einheitlichen Gesetzgebungsverfahrens vollzogen. Aber da sind gerade im Osten nach der Wende viele Leute nicht mitgenommen worden.
Viele Menschen dort haben nicht verstanden, was die Liberalisierung ihnen an positiven Neuerungen gebracht hat, oder lehnen es ab, in dieser Entwicklung etwas Positives zu sehen. Es wurde auch meist nicht wirklich darauf gehört, mit welchen Lebenssituationen die Menschen vor Ort konfrontiert sind. Das wird natürlich oft gerade von wirtschaftsliberalen Strömungen aller Parteien abgestritten, die sagen, es werde alles gut, wenn genügend Arbeitsplätze geschaffen werden.

Ist die Wirtschaft denn überhaupt ein Problem in Sachsen? Im Vergleich zu den anderen ostdeutschen Bundsländern schneidet doch gerade Sachsen ganz gut ab.
Die Wirtschaft ist in gewisser Weise schon ein Problem, auch in Sachsen. Derzeit sind die Beschäftigungszahlen gut, es gibt recht viel mittelständische Industrie, es gibt auch Wirtschaftswachstum um die »Leuchttürme« Dresden und Leipzig herum, es gibt eine große Industrie für Maschinenzulieferer in Westsachsen. Aber schauen wir nach Ostsachsen, wird es schon dünner.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat nicht unrecht, wenn er sagt, Sachsen müsse raus aus der Rolle der verlängerten Werkbank. Entwicklung in Hochtechnologie und Prosperitätsgewinn gibt es nicht. Vielleicht ändert wich das, wenn man es ernst nimmt mit der Energiewende und Neurerungen vorantreibt, wie zum Beispiel die Entwicklung von Keramikbatterien.