Die Zahl der Waldbrände in Brasilien ist gestiegen, nicht zuletzt, weil Präsident Jair Bolsonaro die Umweltbehörde geschwächt hat

Nichts tun, wenn es brennt

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Um Bergbauprojekte und die Expansion der Landwirtschaft in der Region zu fördern, plant Brasilien riesige Infrastrukturprogramme. Straßen, Eisenbahnlinien und Staudämme sollen entstehen. Einen Teil der Projekte gab es bereits zur Zeit der Regierung der Arbeiterpartei (PT). Bolsonaro will sie fortführen und ausweiten. Ende 2016 hatte die damalige Regierung angekündigt, zukünftig weniger Wasserkraftwerke in der Region zu bauen. Diese Entscheidung will Bolsonaro rückgängig machen, um die »regionale Entwicklung« voranzutreiben.

»Von dieser Entwicklung profitieren aber nur die Unternehmen, die Kapitalbesitzer. Die Bevölkerung in Amazonien hat nichts davon«, sagt Iremar Ferreira von der NGO Instituto Madeira Vivo der Jungle World. »Der Strom der Kraftwerke in Amazonien soll nur die großen Bergbauprojekte versorgen.« Ferreira wohnt in einem Dorf am Fluss Madeira, wenige Kilometer unterhalb des 2016 fertiggestellten Wasserkraftwerks Santo Antonio. Im Dorf kommt der Strom immer noch von einem Dieselkraftwerk, während die Hochspannungsleitungen vom Wasserkraftwerk unmittelbar am Dorf vorbeiführen. »Die Politik und die Unternehmen erfinden irgendwelche Projekte, damit es wirtschaftliche Entwicklung gibt. Ihnen wäre es auch recht, wenn es einfach nur ein Loch wäre, das sie mit Zement füllen. Hauptsache, sie können damit Profit machen. Dieses Gerede von regionaler Entwicklung ist reiner Schwindel«, meint Ferreira. Der beste Schutz für den Wald sei die lokale Bevölkerung. Die Landwirtschaft, wie sie Indigene und Kleinbauern an den Flussufern betrieben, sei wesentlich ökologischer als Viehwirtschaft oder der Anbau von Soja in Monokultur. Hier gebe es auch Entwicklungsmöglichkeien und Potential für technische Verbesserungen – doch für diese Bevölkerungsgruppen sind keine teuren Infrastrukturprogramme geplant.

Eine Studie von Wayne Walker vom Woods Hole Research Center, einem vom UN-Klimarat IPCC ausgezeichneten Think Tank, zeigt, dass in indigenen Territorien der Wald wesentlich besser vor illegalen Rodungen geschützt ist als in Naturschutzgebieten. Doch Bolsonaro lehnt die Ausweisung neuer indigener Schutzgebiete ab. Wer sich für indigene Territorien einsetzt, lebt gefährlich. Am 6. September wurde Maxciel Pereira dos Santos in der Stadt Tabatinga auf offener Straße ermordet, mutmaßlich waren Holzhändler die Auftraggeber. Er arbeitete für die Indigenenschutzbehörde Funai an der Ausweisung eines Schutzgebiets im Vale do Javari. Tabatinga liegt am Amazonas, nahe der Grenze zu Kolumbien. Auf der anderen Seite der Grenze liegt ­Leticia, wo am selben Tag der kolumbianische Präsident Duque behauptete, Geschichte zu schreiben.