Die Böttcherstraße in Bremen wurde als »Gesamtkunstwerk« mit esoterischen und völkischen Elementen konzipiert

Nazis, Esoteriker und germanische Götter

Seite 4

Kurz nach Hitlers Rede wurde die ­gesamte Straße auf dessen ausdrücklichen Wunsch unter Denkmalschutz ­gestellt – als abschreckendes Beispiel für pränationalsozialistische Baukunst. In die offiziellen Touristenführer über die Böttcherstraße sei aus diesem Grund ein roter Zettel eingelegt worden, dessen Text deutlich gemacht habe, dass das »Haus Atlantis« und weitere Bauten nicht der nationalsozialistischen Kunstauffassung entsprächen, sagt Bölts. Denn diese wolle Hitler zufolge in »reiner, ruhiger Linienführung dem Volke Grundlage für eine erhabene und reine Kunstanschauung« schaffen – im Gegensatz zum ästhetisch eklektizistischen und teils expressionistischen Stil der Böttcherstraße. Der Architekt des »Haus Atlantis«, Hoetger, war Anfang der dreißiger Jahre in die NSDAP eingetreten, wurde, weil sein Werk als »entartet« galt, aber später aus der Partei ausgeschlossen.

Nicht nur etwas für Architekturfans: die Böttcherstraße in Bremen.

Bild:
Till Schmidt

Gerade das Verspielte, sich stilistisch nicht Festlegende dürfte viele Besucherinnen und Besucher der Böttcherstraße beeindrucken. Dass die Gestaltung des Straßenzugs stark von völkisch-esoterischen Vorstellungen geprägt wurde, ist Bölts zufolge in Bremen bekannt und weitgehend gut erforscht, wenngleich der wichtigste Teil von Roselius’ Korrespondenz sich im Besitz seiner Nachfahren befinde und unter Verschluss gehalten werde. An dem sich im Eingangsbereich der Böttcherstraße befindenden unscheinbaren Glaskästchen mit dem Informationsblatt zur Geschichte des »Lichtbringers« laufen die meisten Touristinnen und Touristen achtlos vorbei.