Die Hizbollah und der Kokainhandel

Koks für den Satan

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Toledano arbeitete von 2007 bis 2015 an der »Operation Harpoon«, deren Ziel es war, Terroristen von ihren finanziellen Mitteln abzuschneiden und sie dadurch aufzuhalten. In der vom späteren Mossad-Direktor Meir Dagan initiierten Operation wurden Scheinfirmen gegründet, um Hizbollah- und Hamas-Funktionäre anzulocken. Sie sollten dort Gelder aus dem Drogenhandel anlegen – die dann plötzlich verschwanden. »Beim letzten Gaza-Krieg 2014 war ­unsere Strategie besonders erfolgreich«, sagt Toledano. Versuche, die Schattenwirtschaft der Hizbollah zu torpedieren, gelingen immer wieder. Die im vergangenen Jahr verhängten Sanktionen der USA gegen den Iran stürzten die Hizbollah und auch den Libanon in eine verheerende Wirtschaftskrise.

»Die Probleme der Hizbollah resultieren aber nicht nur aus den wirtschaftlichen Nöten des Iran«, sagt Daniel Cohen vom Abba-Eban-Institut für ­Internationale Diplomatie, das am Interdisziplinären Zentrum Herzliya an­gesiedelt ist, der Jungle World. »Zurzeit erlebt der Libanon eine seiner schlimmsten finanziellen Krisen. Mit einer Staatsverschuldung von etwa 150 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts zählt er zu den am höchsten verschuldeten Ländern weltweit.« 

Schon ab 2008 überwachte die DEA, die Antidrogenvollzugsbehörde der USA, mit dem »Projekt Cassandra« mehrere Jahre lang die Finanzierung der Terrormiliz aus illegalen Drogenquellen. »Mit verdeckten Operationen und ­Informanten rund um den Globus verfolgten sie zahlreiche Kokaintransporte von Lateinamerika nach Westafrika, die dann in Europa und im Nahen Osten landeten«, sagt Cohen. »Doch der damalige US-Präsidenten Barak Obama war entschlossen, ein Nuklearabkommen mit dem Iran abzuschließen. Um dies nicht zu gefährden, wurde das ›Projekt Cassandra‹ stillgelegt, obwohl Washington eindeutige Beweise über die Drogenaktivitäten der Hizbollah unter seinem Schutzpatron Iran hatte.«

Nachdem Donald Trump 2017 US-Präsident geworden war, ließ er »den schlechtesten Deal der Geschichte«, wie er ihn nannte, annullieren und verhängte Sanktionen gegen den Iran. Im Januar 2018 verkündete das US-Justizministerium den Anlauf eines neuen Projekts, des Hezbollah Financing and Narcoterrorism Team (HFNT). Es soll die Bemühungen der USA im Kampf gegen den Drogenhandel der Hizbollah fortsetzen. 

Neue Sanktionen sollen seit August die Einnahmen der Hizbollah weiter schmälern. Mittlerweile wurden weltweit Bankkonten der Miliz geschlossen. Auch vier Einzelpersonen aus dem Libanon und dem Gaza-Streifen wurden von den USA auf die Sanktionsliste gesetzt.

* Name von der Redaktion geändert.