Innenleben eines Reporters

Einziger Lichtblick

Die preisgekrönte Reportage. Poetik des Lokalteils.
Kolumne Von

Gerade heute. Schwere Zeit. Aber vieles. Immer noch. Wie sieht das eigentlich? Und vor allem. Wir erinnern uns. Alle Medien. Haben besucht. Einfache Menschen? Einfach Menschen. Zeigen uns Papiere. Gehen in die Wohnung. Da, der Schaden. Furchtbar. Wer macht was? Niemand. Nicht ein, noch aus. Nachbarin zeigt auf das Haus. Ja, da hat der doch. Hat niemand. Wir aber auch nicht. Tränen komm. So geht es vielen. Mir aber nicht.

Im Nachbarort derselbe Ort. Überall Gebäude, überall Menschen. Kein Ende in Sicht. Buchsbaumhecke, Rasen normal. Glück, oder doch nicht? Der Mann guckt normal Fernsehen. Gute Führung. Alles in Ordnung. Doch dann! Niemand weiß. Manchmal schwierig. Bürgermeister seufzt. Hände gebunden. Kassen knapp. Berlin weicht aus, Brüssel laviert, der Mond wabert. Irgendwo zirpt’s. Kätzchen auch. Wer hat noch nicht? Wer will noch mal? Weiß letztlich niemand. Wir fragen eine Stelle. Keine Antwort. Regen prasselt. Geld versickert. Frau wartet noch immer.

Früher einmal. Doch nun. Einziger Trost. Freunde weg. Familie Pustekuchen. Erst arm. Nun auch Geld knapp. Viele Hilfsangebote. Kann nur lachen. Bitter. Wieso? Weshalb? Warum? Letztlich niemand. Experte an der Uni. Tiefe Sorgenfalten. Buch eben raus. Gutachten aha. Befristete Stelle. Handhabe, Maß­nahme, hexhex! Immer zwei Seiten. Faktor Mensch. Aber Interessen. Wer hat da? Da wird ja auch oft. Un­durchsichtig. Geld auch. Viel Geld. Wenig Menschlichkeit. Skrupel­los.

Anderswo anders. Hier jedoch hier. Auch schon mal Tatort. Panorama, Aspekte. Zweites Gutachten. Dann der Schock. Behördenkarussell. Jahrmarkt der Bürokratie. Riesenrad, Zuckerwatte. Doch oft. Vielfach nur. Hinwiederum. Desto mehr. Spirale im Teufelskreis. Wenig Gutes. Fragen nach. Informant unbekannt. Will namenlos. Hier, Papiere. Danke, Informant. Preis hoch, Nutzen gering.

Einziger Lichtblick. Kleine Gruppe. Selbst gemacht. Facebook. Tauschen aus. Häufige Treffen. Verliebt, auch Sex. Gemeinsam Biskamp lesen. Licht und Schatten. Was eigentlich zählt. Kaffeekasse, Kollegen helfen, Kleiderkreisel. Zweites Kind, Umschulung. Daumen drücken, Daumen schrauben. Nische, Winkel, Bauschaum im Gebälk. Öfter fernsehen. Experte bestätigt. Vielleicht ja doch? Bleibt abzuwarten.

 

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.