Homestory #33

»Mal sehen, was im Dschungel läuft« sang Annette Humpe von ­Ideal in der Berliner Nachtlebenhymne von 1980 – damals, als Ausgehen wichtiger war als das Studium und der ganze Rest. Alle Welt wollte in den berühmten Club in der Nürnberger Straße. Wenn man nicht reinkam, lag’s an den falschen Klamotten.

Die Zeiten sind schwieriger geworden. Steigende Gewerbemieten, Lärmschutzauflagen, Gentrifizierung und die Pandemie machen den Clubs das Leben schwer. Um Dresscodes geht es längst nicht mehr. Es ist also genau der richtige Moment, um dem Nachtleben und seinen Orten zu huldigen: Am 17. September erscheint unsere große Club-Ausgabe. Ehrlich gesagt, haben wir auch gerade nichts Besseres zu tun. Denn unsere für September geplante Auslandsreise musste auf das kommende Jahr verschoben werden. Die Flüge wurden gestrichen (es erwischt wirklich jeden!), aus der gebuchten Unterkunft wurden wir ausgeladen. Zum Glück ist die Geschichte der Jungle World nicht nur die einer reiselustigen Redaktion, sondern auch untrennbar verbunden mit der glamourösen Geschichte der Clubs in Berlin. Aber wie geht sie weiter?

Wie sie als aufmerksame Leserinnen und Leser der Jungle World wissen, werden in jeder Auslandsausgabe die Ressorts entsprechend der jeweiligen Sprache des Landes, in das wir reisen, umbenannt. Wie aber macht man das bei einer Ausgabe über Clubs? Klar könnte man die Ressorts nach den Bereichen eines typischen Etablissements benennen: das Thema könnte dann der Main Floor sein, das Inland die Bar, das Ausland der Garten, das Feuilleton wäre der VIP-Bereich und das Deutsche Haus die Toilette. Nur hat die Sache einen Haken, denn die Reportage, die Wechselseite und die Disko wären noch nicht abgedeckt. Da wird es schon kniffeliger. Immerhin, die Disko-Seite kann man mithilfe der Popkultur umbenennen: klar, das wäre der »Fight Club« der Jungle World.

Aber solche Details sind erst mal nebensächlich. Derzeit wird abends in der Berliner Hasenheide mit mindestens einer FFP3-Maske über Mund und Nase recherchiert, unsere Autoren kramen sich durch ihre Plattensammlungen, erinnern sich an die jihadistischen Anschläge auf Clubs oder sprechen mit ihren Lieblings-DJs. Ihre Abo-Daten geben wir natürlich nicht an die Polizei weiter, wie es mit Daten aus einigen Bars passiert ist. Und an der CD, die jeder Aus­gabe beigelegt wird, arbeiten wir noch. Obwohl, vielleicht wird es doch eine Wiedergabeliste auf einem Streamingportal. Wer braucht schon Clubs?