Tiere beim Tanzen

Partyhunde

Cocolumne Von

Wenn Coco der Meinung ist, es sei Zeit für ihr Fressen, veranstaltet sie regelrecht kleine Tänze. Links herum, rechts herum. Ist sie deshalb ein Partyhund? Wir wissen, dass viele Tiere tanzen. In der Regel tun sie das aus denselben Gründen wie die meisten Menschen, nämlich weil sie sich paaren oder ihre Partnerschaft bestärken wollen. Besonders bekannt sind die prächtigen Balztänze von Birk- und Auerhuhn, aber es gibt sogar Fische, die sich gegenseitig umkreisen und dabei verfärben. Viele Tiere haben eine spezielle Balztracht, sie ziehen sich also etwas Hübsches an, wenn sie tanzen gehen. Man kann durch Tanz bekanntlich auch Dinge ausdrücken, die man mit Worten nicht sagen will oder kann. Honigbienen übermitteln zum Beispiel Informationen über die Lage von Futterquellen an ihren Schwarm. Beim Menschen sind die Informationen, die im Tanz ver­mittelt werden, eher belangloser, manche tanzen ihren Namen.

Es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied zwischen den Tänzen der Tiere und denen des Menschen. Tiere können sich nicht im Rhythmus zur Musik bewegen, ihnen fehlt das Taktgefühl – soweit man weiß, muss man einschränkend sagen, denn die Forschung ist lückenhaft. Das gilt, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn, bekanntlich auch für viele Menschen, aber grundsätzlich ist die Anlage, Rhythmus zu empfinden, dem Menschen angeboren. Zwar gibt es immer wieder Youtube-Filmchen von im Takt wippenden Tieren, doch meist handelt es sich um antrainiertes Verhalten. Allerdings gibt es Fälle wie den von Snowball, einem Gelbhaubenkakadu, der bei Liedern der Backstreet Boys mit seinem Kopf im Takt nicken und dabei die Füße heben kann. Zu insgesamt 14 verschiedenen Tanzbewegungen ist er fähig, er reagiert auch auf andere, ihm unbekannte Songs und ändert parallel zur Musik seinen Rhythmus. Wissenschaftler untersuchten den Fall. Sie erklärten ihn damit, dass sich der Papagei die Tanzbewegungen beim Menschen abgeschaut habe. Papageien sind gute Imitatoren, sie können bekanntlich auch Laute sehr gut nachahmen. Jedenfalls tanzt Snowball nicht wie ein Auerhahn, weil er ficken, oder wie Coco, weil sie fressen will, oder wie junge Frauen beim Debütantinnenball, weil sie den heiratswilligen Herren vorgeführt werden sollen, sondern, nun ja, aus Spaß gewissermaßen, also zweckfrei. Und genau an dem Punkt wird ein Tanz ja erst zur Party! Zwar gibt es eine Sportart namens dogdancing, doch dabei handelt es sich um eine reine Dressurübung, die unbedingte Folgsamkeit erfordert. Also eher Wiener Opernball als »Berghain«, eher »Let’s Dance« als Rock ’n’ Roll. Von Party kann da kaum die Rede sein. Andererseits hat der Hund ja Spaß daran, Befehle auszuführen (vor allem, wenn es belohnt wird). Coco würde wohl eher zum Wiener Opernball gehen als ins »Berghain«. Man kann daher sagen: Womöglich ist Coco schon ein Partyhund, aber ihre Party ist nicht meine.