Samstag, 16.03.2019 / 08:41 Uhr

Konferenz ohne Syrer

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Es scheint inzwischen zur Normalität geworden zu sein, dass internationale Syrien-Konferenzen ohne Beteiligung von Syrern stattfinden. Ob bei den berüchtigten russisch-iranisch-türkischen Gipfeln, auf denen die Zukunft des Landes entschieden wird oder anderswo: Syrerinnen und Syrer – egal ob von Seiten des Regimes oder aus der Opposition – werden entweder gar nicht mehr eingeladen oder dürfen bestenfalls als Statisten am Rande herumstehen.

Nichts zeigt deutlicher, dass das Schicksal des zerstörten Landes längst ganz woanders entschieden wird. Und das Beispiel macht Schule. Jüngst fand eine große Geberkonferenz in Brüssel statt, auf der Milliarden für Wiederaufbau des Landes zugesagt wurden, auch wenn völlig unklar ist, wie und mit wem dieser Wiederaufbau eigentlich vonstattengehen soll. Und natürlich ging es um die Flüchtlinge sowohl in den Nachbarländern als auch in Europa, die alle so schnell wie möglich loswerden wollen.

Das Event nannte sich vollmundig: „Tage des Dialogs – Unterstützung für die zukunft Syriens und der Region“. Es handelte sich um eine dieser typischen internationalen Konferenzen, in denen sich EU, UN, USA und andere die Klinke in die Hand drückten. Nur Vertreter aus Syrern selbst, die suchte man auch hier vergebens:

„Nicht anwesend auf der Geberkonferenz sind die Syrer – weder Vertreter der Regierung noch solche der Opposition wurden eingeladen. Zivilgesellschaftliche Gruppen sind besorgt, dass die Geberländer syrische Flüchtlinge unter Druck setzen wollen zurückzukehren, trotz der Gefahren und der Unsicherheit, die ihnen in Syrien drohen.“

Nach acht Jahren Bürgerkrieg spielen Regime und Opposition schlicht keine Rolle mehr, außer in irgendwelchen Sonntagsreden, in denen entweder gefordert wird, man müsse entweder Assad endlich wieder als legitimen Herrscher anerkennen oder ihn vor Gericht stellen. Die eine Forderung klingt inzwischen so hohl wie die andere. Denn in Wirklichkeit wissen längst alle Beteiligten, dass weder Assad noch die syrische Opposition bei den Planungen für die Zukunft Syriens noch als relevante Akteure angesehen werden.