Wie Judith Butler, seine berühmtere Kollegin an der kalifornischen Universität Berkeley, ist der dort lehrende Soziologe Ramón Grosfoguel der Ansicht, Israel habe sich den Angriff der Hamas selbst zuzuschreiben. Aber in seiner Solidarität mit den Feinden des jüdischen Staates geht er noch sehr viel weiter als Butler. Mit der Hinwendung zu islamistischen Positionen verrät die dekolonialistische Theorie auch den eigenen Anspruch auf Befreiung.
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Seit Jahren ist »Dekolonisierung« der tonangebende Begriff in den Geisteswissenschaften. Der in Nigeria geborene und an der Cornell University im Bundesstaat New York lehrende Olúfẹ́mi Táíwò stellt in seinem 2022 erschienenen Buch »Against Decolonisation. Taking African Agency Seriously« die Grundthesen des Postkolonialismus in Frage. Im Interview mit der »Jungle World« spricht er über Unklarheiten und Sackgassen im Diskurs und die Infantilisierung Afrikas.
Interview
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Im November 1978 erschien die Erstausgabe von Edward Saids Hauptwerk »Orientalism«. Mit seinen Thesen löste Said nicht nur eine bis heute nachwirkende Debatte über das westliche Verständnis des Nahen Ostens aus, sondern lieferte auch Stichwörter für diejenigen, die jüngst den Angriff der Hamas auf Israel als »dekolonialen Kampf« guthießen.
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Unter denen, die weltweit die Taten der Hamas als Widerstand feiern, haben sich viele der sogenannten Dekolonisierung verschrieben. Gemäßigtere Vertreter des Konzepts versuchen, diesen Kampfbegriff durch Relativierung und das Beharren auf einer absurden Kontextualisierung über die Realität des Pogroms hinwegzuretten.
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Die Orientierung der neuen Militärregimes im Sahel an Russland stößt bei einigen Linken auf großes Verständnis. Doch die antikoloniale Pose Russlands ist verlogen.
Kommentar
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Die Rede von der Singularität des Holocaust schaffe »Opferkonkurrenz« und »Aufmerksamkeitskonflikte«: Michael Rothberg fordert in seinem Buch »Multidirektionale Erinnerung« ein neues Gedenken ein. Ein Vorbild findet er in den Debatten der fünfziger und sechziger Jahre. Das Wissen um die Besonderheiten der Judenvernichtung steht dabei im Wege.
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Die bolivianische Soziologin Silvia Rivera Cusicanqui kritisiert die Regierung unter Evo Morales für ihre Inkonsequenz in Sachen Dekolonialisierung.
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