Deutsche Olympiastädte

Speerspitze Leipzig

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Leipzig ist die erste der vier deutschen Städte, die 2012 die Olympischen Sommerspiele ausrichten wollen. Die anderen heißen Berlin, Frankfurt/Main und Düsseldorf und planen noch, während die Leipziger - höher, weiter und vor allem schneller - schon eine »Machbarkeitsstudie« vorgelegt haben.

Welche deutsche Stadt sich letztlich bewerben wird, um dann einige Jahre später vom Internationalen Olympischen Komitee eine Ohrfeige zu kassieren (und, wiederum Jahre später, vom Rechnungshof gerügt zu werden), hat das Nationale Olympische Komitee Ende des Jahres zu entscheiden. »Die anderen Städte in Deutschland müssen sich warm anziehen«, sagte Leipzigs OB Wolfgang Tiefensee, »das ist nicht nur Zweckoptimismus, sondern durch Fakten belegt.«

Und was für Fakten. Die Studie wurde erstellt von dem Frankfurter Planungsbüro Albert Speer & Partner. Der Chef ist, sein Name deutet es an, der Sohn von Hitlers Lieblingsarchitekten und Reichsrüstungsminister. Schon der Vater kümmerte sich bei der vorletzten erfolgreichen deutschen Olympiabewerbung um das architektonische Gesamtkonzept und hatte, wie man heute sagen würde, städtebauliche Visionen.

Albert Speer junior hat nun ausgerechnet, dass für 1,9 Milliarden Mark der Flughafen Leipzig-Halle ausgebaut werden und dass rund um die Stadt ein dichtes Autobahnnetz entstehen muss. Des weiteren wird das Schienennetz erweitert, und ein Tunnel soll unter der Innenstadt gebaut werden, damit der Verkehr, wie man heute sagt, flexibler geleitet werden kann. Das sind wohl auch Visionen.

Speer hat schon mal ausgerechnet, dass Einnahmen und Ausgaben sich die Waage halten; sie werden bei 3,51 Milliarden Mark liegen. Derart exakte Zahlen für ein überhaupt noch nicht geplantes Riesenprojekt anzugeben, zeigt, wie seriös in der Planerbranche gearbeitet wird, in der sich Albert Speer & Partner mit Großaufträgen einen Ruf erworben haben.

Leipzig hatte schon einmal olympische Pläne. Im Frühjahr 1989 gab Erich Honecker, der damals in leitender Funktion in einem anderen deutschen Staat tätig war (die Älteren werden sich erinnern), bekannt, dass sich die sächsische Messestadt, die etliche Sportstätten, darunter die Deutsche Hochschule für Körperkultur, beherbergte, wie Westberlin für die Spiele 2000 bewerben wolle.

Es gibt keine größeren Ereignisse in einer Stadt als Olympische Spiele. Mit ihnen verbindet sich meist ein, wie Werbemenschen sagen, positiver Imagetransfer, denn die Spiele an sich sind durchaus positiv besetzt.

Außerdem hoffen die Kommunen nicht zu Unrecht, dass die erneuerte Infrastruktur ihre Stadt für Investoren interessant macht, zumal die besseren Straßen, größeren Schienennetze und ausgebauten Flughäfen entweder mit bundesstaatlichen Mitteln oder mit privaten Investitionen finanziert werden sollen.

Leipzig hat auch seine Infrastruktur im Kopf, wenn es sich jetzt um die Spiele bewirbt. Und ein verbessertes Image für die Region Sachsen und die neuen Bundesländer erhofft man sich gleichfalls. Warum sich die Planer, der Dienste des Büros Albert Speer & Partner versichert haben, kann man in diesem Zusammenhang auch ahnen.