In Berlin gibt es jetzt ein zentrales Melderegister für Hunde

Alle Register gezogen

Cocolumne Von Ivo Bozic

<p>Coco ist ja eine kleine ­Beamtin. ­Sachen, die ordnungswidrig auf dem Bürgersteig abgestellt sind, werden angebellt oder gewissermaßen mit einem »Strafzettel« versehen, also angepinkelt.</p>

Coco ist ja eine kleine ­Beamtin. ­Sachen, die ordnungswidrig auf dem Bürgersteig abgestellt sind, werden angebellt oder gewissermaßen mit einem »Strafzettel« versehen, also angepinkelt. Auch hinterlässt sie auf ihrem Weg sorgsam Markierungen, damit alle anderen Hunde jederzeit wissen, wann sie wo vorbeigegangen ist. An ihr würde es sicher nicht scheitern, würde man ein zentrales Melderegister für Hunde in Berlin einführen wollen.

Genau dies ist am 1. Januar geschehen. Dem Hund ist’s gleich, aber die Aufregung unter den Berliner Herrchen und Frauchen ist groß. Gegen eine ­Gebühr von 26,50 Euro, bei Online-Anmeldung 17,50 Euro, muss nun jeder Hund in ein Register eingetragen werden, um, so der zuständige Staatssekretär Markus Kamrad (Grüne), die Gesamtübersicht über den Hundebestand in der Stadt zu verbessern. Zudem sei es dadurch einfacher, halterlos auf­gefundene Tiere den Besitzern zu­zuordnen.

Das klingt vernünftig. Allerdings müssen bereits alle Hunde Berlins beim Finanzamt gemeldet sein, ihre Halter zahlen dafür, zusätzlich zur ebenfalls obligatorischen Haftpflichtversicherung, 120 Euro Steuern pro Jahr für das erste Tier, für jeden weiteren Hund 180 Euro – ohne die geringste staatliche Gegenleistung. Beim Finanzamt hinterlegt sind Alter, Rasse, Farbe und Geschlecht des Tiers, die ­Daten seines Besitzers und des Vorbesitzers, zudem sollte jeder Hund mit ­einem unter der Haut implantierten RFID-Mikrochip versehen sein, um ihn dadurch über eine kostenfreie Registrierungsplattform individuell ­zuordnen zu können.

Das neue Register sei notwendig, heißt es, weil aus Datenschutzgründen das Finanzamt die Daten über die gemeldeten Hunde nicht an den Senat weitergeben dürfe. Sinnigerweise hat der Senat daher nun ein privates Software-Unternehmen beauftragt, das neue Hunderegister zu führen, denn mit einem solchen ist der Datenaustausch offenbar unbedenklicher. Die fälligen Gebühren fließen denn auch ausschließlich dem Unternehmen zu. Dass im Gegenzug die Meldung beim Finanzamt und die Hundesteuer abgeschafft werden, ist allerdings nicht ­vorgesehen. Immerhin: Aus sozialen Gründen wird diese seit Anfang dieses Jahres Rentnern und Hartz-IV-Empfängern erlassen, und wer einen Hund aus einem Tierheim aufnimmt, wird im Land Berlin für einen bestimmten Zeitraum befreit. Die an das Software-Unternehmen zu entrichtende Gebühr wird allerdings für alle fällig.

Coco, wie gesagt, ist das egal, die übrigen 100 000 in Berlin gemeldeten Hunde dürften diesbezüglich ähnlich entspannt sein. Wie die Halter sich verhalten, wird man sehen. Die Zahl derer, die eine Online-Petition gegen die neue Hundekartei unterzeichnet haben, ist bisher jedenfalls größer als die derer, die ihren Hund bereits haben registrieren lassen. Auch Coco ist noch nicht angemeldet. Weil sie bereits vor Jahreswechsel im Besitz ihres Herrchens war, gilt für sie eine Übergangsfrist bis Juli. Wer weiß, welche Register bis dahin noch gezogen werden.