Kritik am realitätsfernen Mangel an Hunden im Werk von Karl May

Winnetous Hunde

Cocolumne Von Ivo Bozic

<p>Wie wenig die Winnetou-Erzählungen von Karl May mit der Realität zu tun haben, sieht man schon daran, dass in ihnen keine Hunde vorkommen.</p>

Wie wenig die Winnetou-Erzählungen von Karl May mit der Realität zu tun haben, sieht man schon daran, dass in ihnen keine Hunde vorkommen. Dabei waren Hunde bei den indigenen Völkern Amerikas sehr verbreitet. Sie wurden allerdings, wie man dank DNA-Untersuchungen weiß, nicht dort aus Wölfen domestiziert, sondern kamen – vermutlich als Schlittenhunde – mit den zukünftigen amerikanischen Ureinwohnern über die damals bestehende Landbrücke in der Beringsee aus Asien. Die asiatischen Siedler, die sich in Amerika niederließen und später von Europäern als Indianer bezeichnet wurden, waren damals ja ebenfalls Zugezogene, von Hunden gezogene.

Wie übrigens auch die Maori bei ihrer Besiedlung Neuseelands Hunde mit auf die Inseln brachten. Sie galten ihnen als Delikatesse, die Maori-Häuptlinge trugen Mäntel aus Hundefellen. Als der britische Entdecker James Cook Neuseeland erreichte, probierte er Hund und erklärte, es schmecke fast so gut wie Lamm.

Man kann also sagen, der Hund folgt dem Menschen auf dem Fuß. Grundsätzlich. Im Einzelnen sieht es dann schon wieder anders aus. Ganz konkret: Coco folgt mir nur in Ausnahmefällen auf dem Fuß. In der Regel rennt sie munter vornweg, erkundet bereits ausgiebig alle Gräser und Bäume und wartet dann betont gelangweilt blickend darauf, dass ich endlich hinterhergedackelt komme. Also folge meist ich dem Hund.

Hunde folgen nicht nur dem Menschen an und für sich, sondern auch ihrem Blick. In einem wissenschaftlichen Experiment konnten Hunde nachvollziehen, welche der anwesenden Menschen den Ort des Futters erblickt hatten, und folgten dann gezielt nur deren Hinweisen. Dass Tiere erkennen können, dass andere etwas wissen, ist bisher selten nachgewiesen worden – insbesondere bei Schimpansen, Krähen und Hunden. Diese können sich in uns hineinversetzen, was gespenstisch ist. Denn andersherum fällt zum Beispiel mir das sehr schwer. Was denkt sich dieser Hund nur? Das frage ich mich oft und habe immer nur die etwas hilflose Antwort, dass der Hund ja nicht in dem Sinne denkt, in dem wir denken. Aber, wenn auch anders: In irgendeinem Sinne denkt er eben doch.

Was denkt er zum Beispiel über Winnetou? So viel kann ich sagen: Wenn Menschen Hüte oder Helme auf dem Kopf haben, findet Coco das gar nicht gut, und ich wette, das würde erst recht für Federschmuck ­gelten. Einfach weil sie es nicht gewohnt ist. Sie ist ein Gewohnheitstier. Kulturelle Aneignungen, die das Aussehen von Menschen verändern, lehnt sie ab. Aber sie lehnt auch Igel ab und Staubsaugroboter, also, extrem tolerant ist sie sowieso nicht. Na, so gesehen passt das schon zusammen.