https://www.jungle.world/artikel/2024/39/die-flugzeugfrage
Wer nach dem 7. Oktober null Empathie für die Opfer in Israel zeigte, beschäftigte sich in der vergangenen Woche hauptsächlich damit, Hizbollah-Terroristen zu unschuldigen Zivilisten umzudeklarieren.
Hätte man im Fach Mathematik nur ein kleines bisschen besser aufgepasst, könnte man es in einer hübschen Formel ausdrücken, aber nun sind die Dinge wie sie sind, und deswegen muss zur Beschreibung der Reaktionen auf die explodierenden Hizbollah-Pager eine Art Faustformel reichen: Wer nach dem 7. Oktober null Empathie für die Opfer in Israel zeigte, beschäftigte sich in der vergangenen Woche hauptsächlich damit, Hizbollah-Terroristen zu unschuldigen Zivilisten umzudeklarieren.
Was natürlich nicht besonders überraschend war, wenn man es genau bedenkt, schließlich waren davor ja auch schon die Hamas- und die Houthi-Terroristen zu komplett unschuldigen Opfern finsterer Zionisten erklärt worden.
Interessant war lediglich, wie und wo sich die von einem sehr nach russischem Propaganda-Account aussehenden User auf X (vormals Twitter) aufgebrachte Frage, was passiert wäre, wenn ein Hizbollah-Pager-Besitzer in einem vollbesetzten Flugzeug unterwegs gewesen und das Ding dort explodiert wäre, verbreitete.
Und so ging alles nach dem entsprechenden Tweet seinen Gang, die israelfeindliche Internationale war schwer empört, aber wie immer dauerte es einen kompletten Tag, bis sich diese Empörung auch zu den Trollen herumgesprochen hatte.
Doch nach gut einem Jahr beständiger Terrorverharmlosung scheint den entsprechenden Damen und Herren argumentativ ein wenig die Luft ausgegangen zu sein, oder vielleicht waren auch nur die Online-Übersetzungsprogramme überfordert. Interessant war lediglich, wie und wo sich die von einem sehr nach russischem Propaganda-Account aussehenden User auf X (vormals Twitter) aufgebrachte Frage, was passiert wäre, wenn ein Hizbollah-Pager-Besitzer in einem vollbesetzten Flugzeug unterwegs gewesen und das Ding dort explodiert wäre, verbreitete.
Eine Mitarbeiterin der Heinrich-Böll-Stiftung brachte sie ein paar Stunden später selbstverständlich ganz zufällig in einem Phoenix-Interview an. Nichts wäre passiert, lautete übrigens die zügig vorgebrachte Antwort von Menschen, die sich mit der Materie auskennen, auf die Flugzeugfrage, aber Faktenunkenntnis ist ja bekanntlich nichts, was einen davon abhalten sollte, ins Fernsehen zu kommen.
Ansonsten ist nun erst einmal Kolumnenpause, mit etwas Glück passiert bis zur Deadline der Frankreich-Ausgabe exakt nichts, und dann kann es endlich mal um Grundsätzliches zu X (vormals Twitter) gehen.