Neukaledonien souveräner

Am Dienstag letzter Woche hat Frankreichs Premierminister Lionel Jospin anläßlich eines Kurztrips auf die Insel Neukaledonien im westlichen Pazifik das "Abkommen von Nouméa" unterzeichnet, das am 21. April zwischen drei Vertragsparteien (französischer Staat, Unabhängigkeitsbewegung FLNKS und pro-französische Loyalistenpartei RPCR) ausgehandelt worden war. Der Text, der über die Zukunft einer der letzten französischen Kolonien entscheiden soll, löst nach zehn Jahren das "Abkommen von Matignon" ab, in dem die FLNKS auf die Perspektive der unmittelbaren Unabhängigkeit verzichtet hatte. Statt dessen wurde nach einer zehnjährigen Übergangsfrist ein Referendum über die endgültige Unabhängigkeit angestrebt. Bis dahin sollte eine Anzahl von Reformen zur Verbesserung der Lage der Urbevölkerung der sich selbst so nennenden "Kanaken", was für "Menschen" steht, durchgeführt werden. Mit dem neuen Abkommen wird nun nochmals eine 15- bis 20jährige "Übergangsperiode" eingeschoben, bevor im Jahr 2018 oder - wenn 60 Prozent der Territorialversammlung dies fordern - 2013 über das Ja oder Nein zur endgültigen Unabhängigkeit abgestimmt wird. Im Gegenzug verspricht Paris ab sofort die zunehmende und schrittweise Übertragung von Souveränitätsrechten an das Territorialparlament. So soll etwa in der heiklen Frage der Einwanderung künftig die Hauptstadt Nouméa neben Paris mitzureden haben.