Interview

Demonstrierende fordern den Rücktritt von Präsidentin Xiomara Castro. Tegucigalpa, 6. September
2024/39 Ismael Moreno Soto, Menschenrechtler, im Gespräch über Korruption der honduranischen Regierung

»Ein immenser Verlust an Glaubwürdigkeit«

In Honduras wird ein Video heiß diskutiert, das zeigt, wie der damalige Kongressabgeordnete Carlos Zelaya, der Schwager der heutigen Präsidentin Xiomara Castro, vor elf Jahren mit Drogenbossen über eine Wahlkampffinanzierung verhandelt. Die Veröffentlichung fällt zusammen mit Castros einseitiger Kündigung eines Auslieferungsabkommens mit den USA zur Bekämpfung von Drogenhandel und Korruption. Die »Jungle World« sprach mit dem bekannten honduranischen Jesuiten und Menschenrechtler Padre Melo über die Korruption im Land.
Trauerfeier einer drusischen Gemeinde für den Reserveoffizier Nael Fwarsy, der am Donnerstag von der mit der Islamischen Republik verbündeten Terrororganisation Hizbollah mit einer Kamikazedrohne getötet worden war.
2024/38 Udi Dekel, Brigade­general a. D. der IDF, im Gespräch über den Kampf gegen die ­Hamas und die Zukunft des Gaza-Streifens

»Ägypten ist ein Schlüsselfaktor«

Die Kämpfe im Gaza-Streifen dauern an und es ist unklar, wie das Gebiet in Zukunft verwaltet werden soll. Ein Gespräch mit dem ehemaligen IDF-Brigadegeneral Udi Dekel über die Schwierigkeiten, die Hamas zu entmachten, und Möglichkeiten, ihren Einfluss in der Bevölkerung zu schwächen.
Katharina König-Preuss Porträt
2024/37 Katharina König-Preuss, Linkspartei Thüringen, im Gespräch über die Lage nach den jüngsten Landtagswahlen

»Neonazis nehmen den öffentlichen Raum in Anspruch«

Bei der Landtagswahl in Thüringen am 1. September verlor die Links­partei 17 von 29 Mandaten, vor allem an das Bündnis Sahra Wagen­knecht; die AfD wurde stärkste Partei. Ein Gespräch mit der Land­tags­abgeordneten Katharina König-Preuss (Linkspartei) über die Folgen des Aufstiegs der extremen Rechten und die Zukunft der Linkspartei. 
»In Afghanistan sind die Klimawandelfolgen sehr deutlich zu spüren.« Zwei Männer blicken auf Kabul, das jüngst in weiten Teilen von Starkregen überflutet wurde
2024/36 Shafi Ahmad Shir­zad, »Help – Hilfe zur Selbsthilfe«, im Gespräch über humanitäre Hilfe in Afghanistan

»Wir müssen uns anpassen«

Am 15. August 2021 haben die Taliban in Afghanistan die Macht ­übernommen, ihre Regierung ist aber international nicht anerkannt. Für internationale Hilfsorganisationen ist es schwerer geworden, den Menschen im Land zu helfen. Ein Gespräch mit Shafi Ahmad Shirzad, dem Landesdirektor der humanitären Hilfsorganisation »Help – Hilfe zur Selbsthilfe« in Afghanistan.
Mord am Investigativjournalisten Giorgos Karaivaz: Die Täter sind bis heute ungestraft. Athen, 9. April 2021
2024/33 Katharina Weiß, Reporter ohne Grenzen, im Gespräch über Journalistenmorde in Griechenland

»Seine Recherchen kosteten ihn das Leben«

Vor zwei Wochen endete das Gerichtsverfahren zum Mord am Investigativjournalisten Giorgos Karaivaz. Er war am 9. April 2021 tagsüber vor seinem Haus erschossen worden. Zwei Brüdern wurde der Mord zur Last gelegt, sie wurden nun aber von allen Vorwürfen freigesprochen. Einen Tag zuvor hatte ein Staatsanwalt am Obersten Gerichtshof entschieden, den griechischen Geheimdienst von der Verantwortung für den Abhörskandal in Griechenland freizusprechen. Der Mord hatte Besorgnis über die Pressefreiheit und die Sicherheit von Journalisten in Griechenland ausgelöst. Ein Gespräch mit der Pressereferentin Katharina Weiß von Reporter ohne Grenzen.
Massenproteste gegen Präsidentin Dina Boluarte. Lima, 25. Januar 2023
2024/32 Ana María Vidal, Juristin, im Gespräch über die Menschenrechtslage in Peru

»Es ist wenig von einem Rechtsstaat übrig«

Anfang des vergangenen Jahres gab es in Peru riesige Proteste und Straßenblockaden. Die Demonstranten forderten Neuwahlen und die Absetzung der Interimspräsidentin Dina Boluarte. Dazu kam es nicht, stattdessen wurden die Unruhen mit Gewalt niedergeschlagen. Die »Jungle World« sprach mit der Anwältin Ana María Vidal über Menschenrechtsverletzungen in Peru und die bisherige Bilanz der Regierung Boluarte.
Faschisierung der Linken? Mussolini (4.v.l.) mit Führern faschistischer Milizen, 1922
2024/30 Brunello Mantelli, Faschismusforscher, im Gespräch über rot-braune Tendenzen in der italienischen Linken seit dem 7. Oktober

»Es formiert sich eine antimoderne Linke«

Die antiisraelischen Proteste an den Universitäten in Italien erinnern ihn an die Methoden faschistischer Milizen in der Ära des Squadrismus (1919–1923). Ein Gespräch mit dem italienischen Faschismusforscher Brunello Mantelli über rot-braune Tendenzen in der italienischen Linken und Konflikte in der ANPI, dem landesweiten Partisanenverband, seit dem 7. Oktober 2023.
Massengrab bei Estépar in der Provinz Burgos, ausgegraben im Juli/August 2014. Die 26 Opfer des Jahres 1936 wurden als Republikaner identifiziert
2024/29 Emilio Silva Barrera, Vereinigung zur Wiedererlangung der historischen Erinnerung (ARMH), im Gespräch über Spaniens Umgang mit der Franco-Diktatur

»Es geht um die Deutungshoheit über die Vergangenheit«

Vor 88 Jahren, am 17. Juli 1936, begann der Spanische Bürgerkrieg. Ein Gespräch mit dem Soziologen Emilio Silva Barrera, Gründer der Vereinigung zur Wieder­erlangung der historischen Erinnerung (ARMH), über Spaniens Umgang mit dem Franco-Faschismus.
Margot Friedländer auf dem »Vogue«-Titel (l.), Susanne Siegerts Tiktok-Kanal »keine.erinnerungskultur«
2024/28 Susanne Siegert, Online-Marketing-Managerin und Tiktokerin, im Gespräch über historisch-politische Bildung bei Tiktok

Jungle+ Artikel »Tiktok bietet den großen Vorteil der Freiwilligkeit«

Unter dem Account-Namen »Keine.Erinnerungskultur« klärt die Wahlleipzigerin Susanne Siegert in sozialen Medien über die Shoah auf. Auf Tiktok – wo sie ihre Inhalte mit dem Slogan »Das lernst du in der Schule nicht über Nazi-Verbrechen« bewirbt – folgen ihr knapp 200.000 Menschen, bei Instagram 88.000, einige ihrer Beiträge wurden über eine Million Mal angesehen. Sie plädiert für neue Formen der Auseinandersetzung mit dem Holocaust.
Efraim Elrom mit seiner Ehefrau bei einem Abendessen in Istanbul
2024/27 Şeyda Demirdirek, Autorin, im Gespräch über den Mord an Efraim Hofstaedter Elrom

»Er gab den Holocaust-Überlebenden ein Gesicht«

Am 17. Mai 1971 entführten Mitglieder der marxistisch-leninistischen Untergrundorganisation Volksbefreiungspartei – Front der Türkei (THKP-C) den israelischen Generalkonsul in Istanbul, Efraim Elrom. Von der Regierung forderten sie, innerhalb von drei Tagen inhaftierte Mitglieder der Volksbefreiungsarmee der Türkei (THKO) freizulassen, einer Gruppe, die mit der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) in Verbindung stand. Die türkische Regierung ging nicht auf ihre Forderungen ein und veranlasste eine Massenverhaftung prominenter Linker. Die Entführer schossen Elrom am 22. Mai drei Kugeln in den Kopf. Er hatte zehn Jahre zuvor eine wichtige Rolle bei dem Gerichts­verfahren gegen den SS-Offizier Adolf Eichmann in Jerusalem gespielt. Die drei Mörder wurden bei Feuergefechten von der Polizei erschossen (»Jungle World« 4/2024). Die »Jungle World« hat mit der Autorin Şeyda Demirdirek über den heutigen Umgang mit dem Fall gesprochen.