Leiter der Sportkommunikation bei der Adam Opel AG

Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

Wir waren zu fünft, ziemlich beengt und mit viel Gepäck, in einem Kombi unterwegs nach Taragona/Spanien in dem Urlaub. Irgendwo unterwegs fiel mir ein, daß das Spiel bald beginnen würde. Wir kamen durch ein französisches Dorf, und dort sah ich ein Fernsehgeschäft, in dessen Auslage eingeschaltete Apparate standen, in einem lief das Spiel. Ich habe meine Freunde sehr mühsam davon überzeugen können, anzuhalten, und schließlich stand ich ganz allein auf dem Gehsteig vor dem Laden und konnte das Match - ohne Ton - live verfolgen. Die anderen waren in ein kleines Restaurant gegangen, ich hatte ihnen eine Runde Bier spendieren müssen, um meine Ruhe zu haben. Daß sich in diesem Spiel die BRD und die DDR gegenüberstanden, war für mich nicht so wichtig, obwohl ich natürlich um die politische Brisanz der Begegnung wußte.

Damals war ich noch fußballverrückt, dieses Spiel mußte ich einfach erleben, ich war überhaupt nur unter der Bedingung mitgefahren, daß ich mir die WM in Taragona im Fernsehen ansehen kann. Ich war selbst Fußballspieler, und von meinem Stammverein, dem Karlsruher Sport-Club, KSC, wegen meines Studiums nach Kehl am Rhein gewechselt, wo ich in der zweiten Amateurliga kickte - da gab es noch Träume, mit dem Fußballspielen Geld zu verdienen.

In Taragona angekommen, wurde ich enttäuscht, denn das TV-Gerät in unserem Urlaubsdomizil konnte das entsprechende Programm nicht empfangen, so mußte ich mich also mit der Oma des Hauses gutstellen, um die Weltmeisterschaft an ihrem Radioapparat verfolgen zu können. Die anderen haben mich ausgelacht - draußen war schönstes Urlaubswetter, und ich saß drinnen und hörte begeistert Fußball mit der Oma.

Heute kann ich solche Emotionen nicht mehr verstehen. Dabei sind die Gefühle eines Fans noch einmal anders als die derjenigen, die professionell bei einem Verein arbeiten. Als ich noch Manager beim KSC war, da war man zwar nur ein Teil eines Teams, aber trotzdem auch beruflich und natürlich emotional abhängig von denjenigen, die am Samstag hinter dem Ball herrennen. Auch die Stimmungskurve auf der Geschäftsstelle hing tagelang vom Ergebnis ab, nach einer Niederlage waren alle ganz still und bedrückt, nach einem Sieg euphorisch - bis das nächste Spiel bevorstand und alles von vorne losging.

Heute vertrete ich die Adam Opel als Sponsor unter anderem bei Bayern München, und nun hat sich mein Verhältnis zum Fußball noch einmal geändert: Auch nach einem schlechten Spiel sitze ich samstagabends nicht mit schrägem Gesicht und hängenden Ohren bei meiner Familie, sondern schalte schnell wieder ab und albere mit meinem Sohn Nicolas herum.