Toller Käfer

liebe ware

Produkte, die wir auch nach dem Kapitalismus nicht missen wollen. Zugegeben, der Autoverkehr heizt den Treibhauseffekt an, zerstört den Wald und ist durch und durch böse. Andererseits ist es so, dass wir in einer Welt leben, die von gewissen Menschen immer ungemütlicher eingerichtet wird. Hartmut Mehdorn etwa, der Vorstandsvorsitzende der Bahn AG, arbeitet mit Verve daran, den Menschen das Zugfahren zu verleiden. Hohe Preise, schlechter Service, kein Zug kommt pünktlich. Inzwischen spricht sich herum, dass es oftmals bequemer und billiger ist, sich einen Leihwagen zu nehmen.

Nach dem Jahreswechsel sah auch ich mich genötigt, der Bahn ein Schnippchen zu schlagen. Die alljährlichen Preiserhöhungen vor Weihnachten hatten mich sowieso schon wütend gemacht. Also nichts wie hin zum Autoverleiher und den kleinsten Wagen gemietet, den es gibt, einen Fiat Punto. Als ich den Wagen abholen wollte, gestand der freundliche Mitarbeiter einen Fehler ein. Der Punto sei bereits vergeben, er biete mir zum selben Preis einen größeren Wagen an. Einen Beetle.

Die Fahrt nach Berlin werde ich nie vergessen. Das zärtliche Schnurren des Dieselmotors bei Tempo 180. Das Cockpit, das an ein Raumschiff erinnert. Die bewundernden Blicke, die einem zugeworfen werden, wenn man aussteigt, um zu tanken. Das Gefühl des Luxus, der mir eigentlich unerreichbar ist. Ich war dem Fetischcharakter der Ware vollauf verfallen. Karl Marx hatte Recht, als er schrieb, dass die Waren »sinnlich übersinnliche« Dinge seien. Und der Beetle ganz besonders.

josé maragosa