Homestory

Wie war das noch früher - im linken Studentenleben? Früh aufstehen, so Früh aufstehen, so gegen drei Uhr vielleicht, wenn normale Menschen gerade nach der Party ins eigene oder fremde Bettchen fallen. Losfahren zu einer politischen Aktion: Zu Beginn der Frühschicht Flugblätter verteilen vor dem Fabriktor - das Proletariat aufrütteln, die unterdrückten Massen für das revolutionäre Projekt begeistern, Streikaufruf verteilen, für Demos mobilisieren und so. Morgens, in der Kälte - eine Scheißidee.

Und dann war da doch noch diese Anti-Kabel-Gruppe. Worum es da ging? Das weiß heute niemand mehr so genau. Aber unheimlich politisch war's, das ist ja klar. Und revolutionär auch. Kabel sind ja irgendwie schon ein bißchen kapitalistisch. Und Kritik ist doch nicht so falsch. Einen Vertreter der Oberpostdirektion hat es jedenfalls voll aufgeregt, die Entwickler der Satellitentechnik wohl eher gefreut. Aber wie sollte man das denn damals wissen, bitteschön?

Immerhin besser als Öko-Jugendsünden. So eine Bürgerini für Mülltrennung beispielsweise. Stundenlang durch die Nachbarschaft gezogen und Alubüchsen eingesammelt. Für die Umwelt. Damit die nicht mehr so dreckig ist. Dann eine Schnur durch die ganzen Dosen und rasselnd mit dem Zeug auf die Straße. War das ein Lärm! Ob das der Umwelt was gebracht hat? Heute haben wir viel mehr Mülltonnen - gelbe, braune, grüne, blaue. Und viel mehr Müllautos.

Damals hat man aber noch richtig was gemacht. Politische Praxis pur. Prima. Heute sitzen ja nur noch alle herum und labern. In kleinen Gruppen am Theorietisch im Hinterstübchen. Und schreiben viel, viel zu viel. Voller Fremdwörter. Abgehoben. Wer soll das denn noch alles lesen? Hat man ja gar keine Zeit mehr, sich wirklich zu engagieren - auf Demos oder so. Kann ja gar nichts werden mit der Revolution.