In memoriam

Am besten schaute er nicht im Lodenfreyfrack des bayerischen Ministerpräsidenten aus, auch nicht in der Ledernen, zu der er als Werdenfelser die Haferlschuh barfuß trug; nein, am besten schaute er im härenen Hemd aus, wenn er bei den Oberammergauer Passionsspielen in der hintersten Reihe den dritten Hirten von rechts spielte. So schön zwischen heilig und schein- wie der Streibl Max konnte keiner schauen. Er, der das Pech hatte, unter all den bayerischen Anwärtern den Titel des Ober-Amigos zugesprochen zu bekommen, war eben, mehr als alles andere, ein Klerikaler. Und zwar einer von denjenigen Klerikalen, die nicht nur finden, daß einer wie der Haider Jörg der eigenen Partei guttäte, sondern es auch noch laut sagen. Einer von denen, die den Schönhuber nicht nur einen guten Christenmenschen sein lassen, sondern mit ihm auch mal den Weißwurstkessel teilen. Seit Freitag vergangener Woche darf der Streibl Max im größten Passionsspiel aller Zeiten mitspielen. Spielzeit: unbegrenzt. Warum er wieder in der hintersten Reihe den Dritten von rechts abgibt und nicht in der fünften Vorhölle sitzt, wo man ihn eigentlich vermuten würde? Nun, er hat da einen Parteifreund, der ist Assessor beim Jüngsten Gericht, der konnte ein bißerl was für ihn tun.